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Rustler im Test: Ist das noch witzig oder kann das weg?

Rustler möchte unter dem Motto „Grand Theft Horse“ das grundlegende Spielprinzip von GTA humoristisch in das Mittelalter verfrachten.

Rustler spricht definitiv eine Zielgruppe an, von der ich nicht weiß, ob ich noch dazu gehöre. Zumindest, was den Humor und ein paar Mechaniken angeht.
Maurice Skotschir

Worum es in Rustler geht, ist schnell erzählt. Denn bereits der Name der Hauptfigur fällt mit „Guy“ relativ kreativlos aus. Wenn wir dann auch noch kurz darauf erfahren, dass sein bester Freund „Buddy“ heißt, wissen wir schon, dass wir hier keine bahnbrechenden Innovationen erwarten dürfen. Hinzukommt, dass die beiden auch noch einen gewissen Ruf vorweisen. Sie sind in der Stadt als Faulenzer, Trunkenbolde und Pferdediebe bekannt, auch können andere sie für jeden noch so dreckigen Job engagieren. Praktischerweise findet in Kürze ein Ritterturnier statt, bei dem es interessante Belohnungen gibt: Ruhm, Geld und die Hand der Prinzessin. Wie verlockend, denken sich die beiden und begeben sich auf die Reise zum Turnier!

Flach und ins Gesicht!

Um wirklich zum Turnier zu kommen, müssen wir aber erstmal ein paar andere – absurde – Quests erledigen. Im Rahmen dieser versorgen wir den örtlichen Totengräber mit ausreichend Kundschaft, gehen in die Kirche – um Ungläubige zu verprügeln – oder bringen den Adeligen Rap-Musik näher. Garniert wird das Ganze aber mit einem Haufen Humor. Ob dieser euch zusagt, oder nicht, hängt ganz an euch. So viel kann man aber schon mal vorwegsagen: Rustler ballert euch den Humor mit der Zaunlatte vors Gesicht.

Um unser Gold zu mehren, müssen wir allerdings erst welches investieren. Denn um am besagten Turnier teilnehmen zu können, brauchen wir einen Adelstitel – den wir natürlich fälschen lassen. Doch um das zu tun, brauchen wir eben Knete. Also helfen wir dem örtlichen Bestatter etwas unter die Arme, und besorgen ihm Arbeit. Im Gegenzug gibt es etwas Gold. Zwischendurch betätigen wir uns als Pferde-Taxifahrer und kutschieren Passanten von A nach B, schwingen uns in den Fight Club und polieren ein paar Gesichter auf oder spielen Steuereintreiber für zwielichtige Gestalten.

Krasser Gangster

Und genau das ist auch das Kernprinzip des Spiels. Hauptsächlich prügeln wir uns mit irgendwem oder machen Meter zu Pferde zurück. Mag auf den ersten Blick zwar eintönig klingen, allerdings ist es durchaus witzig und ungewöhnlich verpackt. Das beste Beispiel, das man hier anführen kann, ist der Adeligen-Sohn, der seine Street Credibility als Rapper aufbauen möchte. Wir packen uns den Jungen, schleppen ihn zum Juwelier um sein Outfit aufzuwerten und gehen im Anschluss am Hafen ein paar Matrosen verhauen. Die provozieren wir im Vorfeld mit ein paar „Deine Mudda“-Sprüchen und den gängigen Rechtschreib- und Grammatikfehlern.

Das Problem dabei: Er muss rechtzeitig wieder Zuhause sein, damit er keinen Stress mit seinen Eltern bekommt. Natürlich mit Zeitlimit. Wenn euch diese Art von Aufgaben-Design gefällt, könnte Rustler durchaus euer Spiel sein. Sollte dies so sein, müsst ihr aber noch von ein paar Dingen wisse, die euer Erlebnis deutlich weniger spaßig ausfallen lassen könnten. Wie zum Beispiel das Speichersystem, das vor allem deshalb stört, weil das virtuelle Ableben und Scheitern zum Spiel dazugehört.

…und wieder von vorn

Das kann dabei ganz unterschiedliche Gründe haben. Zum Beispiel haben wir eines unserer Ziele, das wir nur verwunden sollten, versehentlich getötet. Oder wir haben ein anderes Missionsziel im ganzen Gewusel übersehen. Es ist auch schon mal passiert, dass wir mit dem Pferd an der Landschaft festhingen und uns die Polizei im Nu den Gar ausgemacht hat. Das wäre an sich nur maximal etwas ärgerlich, wäre da nicht das Speichersystem. Denn dies verfrachtet uns immer an den Anfang jeder Mission. Wie viel Lust es macht, häufiger eine Mission erneut zu spielen, egal wie weit wir waren, könnt ihr euch vorstellen.

Vor allem auch, weil die Karte des Spiels relativ groß ausfällt, passiert es nicht selten, dass wir einmal über die halbe Karte flaniert sind, nur um am Ende im finalen Abschnitt der Mission unglücklich zu sterben. Und dann dürfen wir das Ganze nochmal von vorne machen!? Nun. Es wäre halb so wild, könnten wir frei nach unserem Willen speichern, doch das ist nicht möglich. Entweder wir gehen zum einzigen Speicherpunkt auf der Karte, den wir von Beginn an freigeschaltet haben, oder wir nehmen absurd viel Gold in die Hand, um uns einen neuen zu kaufen. Ein Speicherpunkt am Hafen kostet uns beispielsweise 1.000 Goldstücke. In Worten: Eintausend!

Mehr Barth, weniger Python

Natürlich vorausgesetzt, wir schaffen es bis da. Denn teilweise ist die Geschwindigkeit der Pferde echt nicht zu unterschätzen, und Unfälle sind dann unvermeidbar. Hier hätten wir uns definitiv einen moderneren Ansatz zum Speichern gewünscht. Oder zumindest eine nachvollziehbare Höhe an Goldkosten für die Speicherpunkte, wenn wir diese schon freischalten müssen. Ein Trostpflaster ist dafür aber die gute Performance des Spiels. Während des Testens sind keine wirklichen technischen Probleme aufgefallen.

Was jedoch deutlicher auffällt, ist der Humor, mit dem die Entwickler von Rustler so groß werben. Dieser sei „durch Monty Python insipiert“. Leider haben wir davon nicht sonderlich viel mitbekommen, und stattdessen eher so „Witze“ aus der Kategorie Mario Barth bekommen. Den ein oder anderen Lacher konnten sie uns abringen, aber wirklich amüsiert haben wir uns am Ende nicht. Der Humor ist einfach zu wahllos und beliebig, wenn auch derb.

Jetzt wechsle den Song!

So gehört neben den klassischen Waffen wie Schwerter, Knüppel und Armbrüste auch Kacke zu unserem Waffenarsenal, die wir Feinden ins Gesicht werfen können. Das findet nun mal nicht jeder sonderlich witzig. Doch keine Angst, das Spiel besteht nicht nur aus Fäkalhumor, sondern auch an durchaus interessanten popkulturellen Anspielungen wie bekannte Lieder, die rein mit mittelalterlichen Instrumenten von Barden gespielt werden. Diese frühzeitlichen Musiker fungieren im Spiel als Radiosender, müssen aber im Gegenzug für Gold engagiert werden. Um den Titel zu wechseln, haut ihr ihm einfach eine rein. Ja. Wirklich.

Das Gute ist: Selbst wenn er euch lauthals beleidigen würde, würdet ihr kein Wort verstehen. Denn eine verständliche Sprachausgabe gibt es bei Rustler nicht. Nur ein unverständliches Genuschel. Eine ähnlich witzige Idee ist übrigens der „Pimp a Horse“-Lade, bei dem wir einen gestohlenen Gaul umlackieren können, um so der Polizei zu entkommen. Na, kommt euch das bekannt vor?

Fazit

Rustler spricht definitiv eine Zielgruppe an, von der ich nicht weiß, ob ich noch dazu gehöre. Zumindest, was den Humor und ein paar Mechaniken angeht. Vom Spielprinzip und Gameplay her, bin ich wirklich angetan, aber vor allem das Speichersystem ist lästig und nervig. Und Humor ist nun mal Geschmackssache und damit sehr subjektiv. In meinem Fall war es oft einfach zu flach und erzwungen, an anderen Stellen aber doch (sehr) lustig. Nur so wirklich zum Lachen gebracht hat es mich nicht. Wer von diesen Kritikpunkten weiß, oder sich dessen bewusst ist, dass er hier definitiv nicht das nächste GTA oder Saints Row in den Händen halt, kann sicher unbesorgt zugreifen. Schließlich sind 21 Euro auch kein Beinbruch.

Der Key wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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