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Neo: The World Ends With You im Test

Mit NEO: The World Ends With You erscheint 14 Jahre nach dem Kult-Rollenspiel von Square Enix ein Nachfolger. Doch kann der auch überzeugen?

Trotz dessen ist NEO: The World Ends With You aber eine definitive Empfehlung für JPRG-Fans, wenn sie mit den genannten Kritikpunkten leben können
Simone Eckendorf

Mit The World Ends With You verfrachtete Square Enix vor 14 Jahren typischen Rollenspielelemente ins Tokio des 21. Jahrhunderts. Inklusive Monsterkämpfe, Nebenquests, Rüstungen und Tränke. Doch statt stattlich ausgerüsteter Krieger und einem abendlichen Bier in der Taverne, gibt es eine Gruppe Teenager und Gefechte im Bubble-Tea-Laden. Statt orchestralisch inszenierter Musik gibt feinsten Metalcore und Hip-Hop auf die Ohren. Inszeniert ist das Ganze im Visual-Novel-Stil, gepaart mit Jugendslang. All das hat den ersten Teil auf dem Nintendo DS ausgezeichnet. Nun bekam das stylische JPRG einen Nachfolger, das die Geschichte des Originals nun in 3D fortsetzt.

Popkultur-Mekka Shibuya

Story-technisch ändert sich im Vergleich zum Vorgänger aber wenig. Erneut sind wir auf den Straßen des Tokioter Stadtteils Shibuya unterwegs. Die Straßen sind jedoch ein gefährlicher Ort, denn die Reaper-Organisation geht dort Woche um Woche auf tödliche Schnitzeljagd. Im sogenannten „Reaper’s Game“ treten verschiedene Teams in mehreren Missionen, die täglich wechseln, gegeneinander an. Dem Sieger winkt die Vorherrschaft. Der Verlierer bekommt auch etwas, dessen „Belohnung“ möchte man aber nicht unbedingt erhalten. Denn dem letztplatzierten Team droht die Auslöschung.

Was aber vom Vorgänger abweicht, ist der Hauptcharakter, den wir als Spieler steuern. War es vorher der schweigsame Neku, ist es nun der Jugendliche Rindo mit seinem komplett überdrehten Kumpel Fret. Sie streifen durch Shibuya, als beide Plötzlich in der Parallelwelt des Undergrounds landen. Dadurch verlieren sie den Kontakt zur echten Welt und seltsame Graffiti-Monster sorgen für Chaos und Zerstörung. Die „Sheeple of Shibuya“ werden vom Spielleiter auf die Woche voller „Spannung“ ein.

Sinnvolle Fortsetzung

Apropos spannend. Trotz gewisser Schwächen und dem Gefühl, dass manche Stränge in der Geschichte einfach zu lang sind, ist die Story gelungen. Insgesamt warten gut 50 Stunden reine Story auf euch, die gespickt ist mit fiesen Plottwists und einzigartigen Charakteren. Ihr wisst nie, in welche absurden Szenarien ihr und die sympathischen Charaktere als Nächstes stolpert. NEO: The World Ends With You ist ein direkter Nachfolger des 14 Jahre alten Originals und greift viele Handlungsstränge auf, die gelungen weitergeführt werden. Wenn ihr den Nachfolger spielen wollt, solltet ihr auf jeden Fall den Vorgänger gespielt haben.

Doch nicht nur die Geschichte überzeugt, sondern auch der markante Stil in dem sich das JPRG gibt. Shibuya ist dabei schrill, laut und ist sowieso ein Mittelpunkt der Popkultur. In den unzähligen und prall gefüllten Gassen treffen wir dauerhaft teils schräge Personen, die liebevoll dargestellt sind. Diese sprühen nur so vor Insider-Sprüchen und Slang. Doch alle, die nun Angst davor haben, dass sich die Zehennägel bei diesen Dialogen aufrollen, weil fast nur nie etablierte Jugendwörter auftauchen, darf wieder durchatmen. Die Dialoge sind durchaus mit viel Witz und Charme geschrieben und die deutsche Übersetzung ist super gelungen!

Cringe? Fehlanzeige!

Dass die Texte und Dialoge so gut geschrieben und gelungen sind, ist sogar von nicht unerheblicher Bedeutung. Denn gerade in den ersten paar Spielstunden werdet ihr mit Texten nahezu bombardiert. Fast nichts passiert ohne Dialoge. Das klingt zwar durchaus nervig, aber diese Standbild-Dialoge sind gerade noch so auszuhalten, da die Charaktere wirklich charmant sind. Dieser Stil zieht sich durch das ganze Spiel, und aufwändige Zwischensequenzen solltet ihr demnach nicht erwarten. Zwischen den Dialogen lassen euch die Reaper Hinweise auf euer Smartphone zukommen. Diese nutzt ihr, um die Aufgaben des jeweiligen Tages zu erledigen.

Nach und nach schalten sich die kleinen Areale von Shibuya frei, die ihr erkundet und Rätsel löst, dessen Lösung vorher lang und breit erklärt wird. Auch müsst ihr andere Spieler-Teams und „Noise“ (Graffiti-Monster) besiegen. Doch statt auf Touchscreen, Mikrofon und Buttons des Nintendo DS angewiesen zu sein, setzt NEO auf ein konventionelles, aber actionreiches Kampfsystem. Dafür bestückt ihr eure Charaktere mit Ansteckern, die für unterschiedliche Angriffe stehen. Gerade für den Charakterwechsel sind diese Angriffe unabdingbar, denn mit dem jeweiligen Angriff wechselt ihr durch die Figuren. Mit jeder gelandeten Combo füllt sich der „Groove“-Balken, der besondere Spezialfähigkeiten entfesseln kann. Dies sorgt für einen spaßigen Flow in den sonst eher unspektakulären Kämpfen. Gerade Gegnertypen, Arenafelder und Fähigkeiten sind nicht sonderlich abwechslungsreich. Einziger Lichtblick sind die seltenen Bossfights, die kreative Herangehensweisen erfordern.

Essen zum Verbessern

Abseits der Kämpfe begebt ihr euch in Burger-, Ramen- oder Kaffeeläden und verbessert eure Attribute mit dauerhaften Boni, indem ihr Nahrung zu euch nehmt. Doch um die möglichen Verbesserungen zu begrenzen, gibt es eine Sättigungsanzeige, die sich leert, wenn ihr Gefechte führt. Es gibt allerdings auch spezielle Getränke und Snacks, die den Style-Level erhöhen, der euch, je höher er ist, mächtigere und extravagantere Kleidung ermöglicht. Umso ärgerlicher ist es, dass die Outfits nicht sichtbar sind.

Neben dieser Tatsache, den, auf Dauer, recht eintönigen Kämpfen und der veralteten Erzählweise, ist das wohl größte Manko die nicht frei-schwenkbare Kamera. Dadurch lässt sich die recht chic gewordene 3D-Umgebung nicht richtig genießen. Ständig läuft man in falsche Richtungen oder verirrt sich und findet sein Ziel nicht auf Anhieb. Das ist ärgerlich, denn die Level sind in der Größe begrenzt und würden von einer drehbaren Kamera profitieren. Außerdem fallen die oft unsichtbaren Wände doch negativ auf, denn des Öfteren möchte man herumlaufen und bemerkt nicht auf Anhieb, dass man hier einfach nicht lang kann. Schade!

Highlight: Soundtrack

Definitiv gelungen ist hingegen der Soundtrack. In den über 50 starken Songs der Playlist finden sich Neuinterpretationen von Liedern des Vorgängers und atmosphärische Instrumental-Songs. Doch es sind auch Titel aus allen möglichen Genres wie Rock, Pop und Rap dabei. Ein Großteil davon ist mit englischen oder japanische Lyrics vertont, die extra für das Spiel geschrieben wurden.

Fazit

NEO: The World Ends With You knüpft sinnvoll an den Vorgänger an und führt die begonnene Geschichte weiter. Leider können Interessierte nicht unbedingt den Vorgänger nachholen, den sie gespielt haben sollten, bevor sie den Nachfolger anfangen. Nicht jeder hat heute noch einen Nintendo DS und damit die Möglichkeit, die nötigen Kenntnisse nachzuholen. Immerhin sind die Dialoge gut umgesetzt und triefen nicht vor cringe. Das ist wichtig, denn Standbild-Dialoge mit viel Text sind an der Tagesordnung. Die Kämpfe gehen an sich gut von der Hand und sind definitiv gelungen, allerdings mangelt es an Gegnervielfalt. Dieser Mangel wird allerdings durch den super gelungenen Soundtrack wett gemacht. Das größte Manko ist und bleibt aber die nicht frei bewegbare Kamera. Das fällt sofort auf, und zieht sich durch das gesamte Spiel. Trotz dessen ist NEO: The World Ends With You aber eine definitive Empfehlung für JPRG-Fans, wenn sie mit den genannten Kritikpunkten leben können.

Der Key wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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