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Tiny Tina’s Wonderlands im Test: Verdientes Spin-Off?

Mit Tiny Tina’s Wonderlands bekommt die namensgebende Tina ihr Borderlands-Spin-Off spendiert, doch überzeugt das Fantasy-Setting?

Tiny Tina’s Wonderlands ist eine Freakshow mit feinstem Borderlands-Humor. Immerhin handelt es sich bei dem Titel auch um ein Spin-Off des eigentlichen Hauptfranchise und Tiny Tina war eigentlich „nur“ eine Erweiterung. Die Erweiterung zum zweiten Borderlands-Ableger erzählte Tinas eigene Geschichte und schnell mauserte sie sich zu einem beliebten Charakter. Nun haben Gearbox und 2K entschieden, dass sie ein eigenes Spiel verdient, in dem sie ihre eigene Version eines Pen-and-Papers präsentiert. In Bunkers and Badasses schlüpfen wir in die Rolle eines Mitspielers am Tisch und sind der Kreativität Tinas in ihrer Fantasy-Kampagne ausgeliefert. Doch können wir dabei auch wirklich Spaß haben?

Königin Arschgaul

Wie bereits angeschnitten schlüpfen wir in die Rolle einer der Mitspieler am Tisch von Tiny Tina und betreten die zynisch-bunte Fantasywelt des ursprünglichen schrillen Nebencharakters. Im feinsten Dungeon & Dragons-Stil nimmt uns Tina mit in ihre Kampagne, die sich nicht vor Borderlands verstecken müssen. Vor allem deshalb, weil das Fantasy-Setting viel mehr Spielraum lässt, als das der Hauptreihe. So finden Drachen, Skelette und Zaubersprüche, aber auch eine Einhorn-Königin namens „Arschgaul“ den Weg ins Spiel.

Als namenlose/r Held/in machen wir es uns am Tisch gemütlich. Doch bevor wir uns in das waghalsig-bunte Abenteuer begeben, müssen wir uns einen Charakter erstellen. Anders als bei Borderlands müssen wir uns in Tiny Tina’s Wonderlands aber zuerst einen Charakter erstellen, bevor wir eine Klasse wählen dürfen. Haben wir uns also für das Äußere und eine Stimme entschieden, dürfen wir eine der sechs Klassen wählen. Darunter sind natürlich Zauberer, aber auch Hau-Drauf-Charaktere.

Setze Eisstrahl ein!

Wir haben uns für einen magischen Charakter entschieden, der vor allem auf Zaubersprüche setzt. Bedeutet also, wir schießen mit verschiedenen Elementen auf unsere Gegner und versuchen so, die Oberhand zu gewinnen. Außerdem dürfen wir zwei, statt nur einem Zauber, einsetzen. Leider stellt sich das im Verlauf nicht als allzu großer Pluspunkt dar, da die zu wirkenden Zauber lange Zeit eher mäßig überzeugend sind. Doch gerade der Elementschaden ist etwas, was diesen Punkt wieder wettmacht. Denn mit Frostschaden können wir vor allem viel Schaden gegen Skelette anrichten, die keine wärmende Haut umhüllt. So machen wir gegen diese extra viel Schaden, auch auf elementarer Ebene. Sie frieren nämlich recht fix ein, sodass wir nicht erst ihren Lebensbalken auf null bringen müssen. Ist ein Gegner nämlich eingefroren, reicht es, mit unserer Nahkampfwaffe draufzuhauen und den Eisblock in tausend Teile zersplittern zu lassen. Sehr cool!

Statt mit mehreren Fertigkeitsbäumen zu starten, wie wir das aus den Vorgängern kennen, starten wir hier nur mit einem – und zwar dem, dessen Klasse wir wählen. Im weiteren Verlauf des Spiels schalten wir aber noch die Möglichkeit frei, eine zweite zu wählen. So liegt der Fokus vor allem darauf, die Klassen zu kombinieren.

Highlight: Waffen

Ja, ihr habt richtig gelesen: Nahkampfwaffe. Statt mit dem Gewehr- oder Pistolen-Schaft zuzuschlagen, bekommen wir hier eine richtige Waffe, wie eine Axt oder ein Schwert. Das Grundprinzip bleibt, auch trotz zufälliger Werte wie bei den anderen Waffen, gleich. Es ist also mehr eine schöne und sinnvolle Ergänzung, statt einer spielverändernden Mechanik. Das ist okay, wirkt sich aber noch lange nicht so wie die zufälligen Affixe der Waffen aus.

Dafür sind auch hier wieder die Waffen das eigentliche Highlight. Denn in Tiny Tina’s Wonderlands gibt es ebenfalls einen riesigen Beutepool mit endlos zufallsgenerierten Waffen. Dazu gehören auch Eigenschaften, die wir bereits aus Borderlands kennen. So werden manche Schießeisen nicht nachgeladen, sondern stattdessen als Explosivgeschoss weggeworfen. Doch auch hier hält das Fantasy-Setting Einzug, wenn weggeworfene Waffen Hydraköpfe beschwören, wie Gift spucken oder Scharfschützengewehre, die mit Sägeblättern um sich schießen.

Los, Pik… ähh namenloser Protagonist!

Wir bewegen uns allerdings nicht ständig in einer offenen Welt mit immergleichen Gebieten, sondern in erster Linie auf einer Oberweltkarte. Diese findet auf einer kippbaren Tischplatte statt, die durch verschiedene Gegenstände dargestellt wird, die dort normalerweise nicht sein sollten. Beispielsweise liegen Würfel und Figuren herum, oder verschüttete Softdrinks und altes Junkfood liegt umher. Das sind die Begrenzungen und Flüsse der Welt. Außerdem lösen immer wieder zufällige Begegnungen aus, wenn wir durch hohes Gras laufen. Na, wer erkennt die Anspielung? Das ist jedoch nicht die einzige Anspielung und wir finden immer wieder welche, die sich auf bekannte und durchaus auch ältere Franchises beziehen.

Das eigentlich typische Gameplay findet dann auf begrenzten Leveln statt, die sich hin und wieder auch spontan ändern können, wenn Tina das Kommando gibt. So kann sich direkt vor unseren Augen die Welt verändern und ein Wald entstehen oder ein Drache erscheinen. Auch können plötzlich riesige Pilze aus dem Boden schießen. Doch egal ob Oberwelt oder begrenzte Level, wir finden immer übermäßig viel Beute und müssen nach fast jedem Kampf unser Inventar neu sortieren und uns neu ausrüsten.

Claptrap is back!

Der Humor in Tiny Tina’s Wonderlands ist dabei natürlich durchgehend Borderlands-typisch und es werden immer wieder neue Wege gefunden, um sich komödiantisch über Rollenspiele lustig zu machen. Das passiert meistens auch auf eine Weise, bei der wir schmunzeln müssen, manchmal ist dieser Humor aber auch etwas drüber. An der Grenze sind jedoch Sprüche wie „Mein Fußknochen passt perfekt auf deinen Ar…knochen!“. Die einen lachen, die anderen nicht. Am Ende bleibt es Humor – und der ist immer Geschmackssache.

Geschmackssache sind sicherlich auch die wenigen Gastauftritte, wie beispielsweise von Claptrap. Auch wenn die Geschichte nichts mit dem eigentlichen Borderlands-Universum zu tun hat, hätte es deutlich mehr Spielraum in dieser Fantasy-Welt gegeben, bekannte Charaktere auftauchen zu lassen, über die man sich lustig machen kann. Insgesamt aber nur liegengelassenes Potenzial, das in den gut 20 Stunden Spielzeit aber auch sonst nicht weiter auffällt.

Erneut Cel-Shading

Die Spielzeit bezieht sich allerdings auch nur auf die Hauptgeschichte. Mit etlichen Nebenaufgaben lässt sich diese Zeit auch noch etwas aufplustern. Zudem gibt es auch noch die „Chaos-Kammern“, die eine Art Endgame-Dungeon darstellen und in denen es besondere Belohnungen gibt.

Wie auch schon die Borderlands-Ableger setzt auch Tiny Tina auf einen Cel-Shading-Look. Der war bisher noch nie eine wirkliche Augenweide, ist aber dennoch stimmig umgesetzt. Mal ehrlich, wir wären doch auch irgendwie verwirrt, wenn Tiny Tina plötzlich als „realistischer“ Charakter auftritt, oder? Jedenfalls ergibt sich ein gewohntes Gesamtbild, das auch vom Sound und den witzigen Kommentaren unterstrichen wird.

Fazit

Tiny Tina’s Wonderlands schlägt als Spin-Off natürlich in eine ähnliche Kerbe wie Borderlands, erweitert das Universum aber um eine Fantasy-Komponente. Dadurch ergeben sich deutlich mehr Möglichkeiten für (witzigen) Unsinn, und genau das haben die Entwickler*innen auch umgesetzt. Die Geschichte, die der einstige Nebencharakter Tiny Tina erzählt, ist humorvoll und an manchen Stellen etwas drüber. Aber genau das macht den Borderlands-Charme aus. Dazu kommen verschiedene Klassen, aus denen wir wählen und sie später kombinieren dürfen sowie ein riesiger Pool an Waffen, mit den unterschiedlichsten Affixen, die die Auseinandersetzungen auch erst spaßig machen. Die Welt ist schön und sinnvoll umgesetzt, auch, dass die Oberwelt aus „Überbleibseln“ wie Junkfood besteht, lässt einen schmunzeln. Die Spielzeit beschränkt sich, ohne viele Nebenaufgaben, auf etwa 20 Stunden, was bei einem Vollpreistitel vielleicht zu wenig erscheint. Doch für uns war das genau richtig.

Der Review-Key wurde uns freundlicherweise von 2K zur Verfügung gestellt.

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