Mit Pokémon Legenden: Arceus wagen Game Freak und Nintendo eine Neuausrichtung der Taschenmonster-Spiele. Doch, glückt das Experiment auch?
Seit der Ankündigung von Pokémon Legenden: Arceus wurde viel über die Gameplay-Mechaniken und die offene Spielwelt diskutiert. Immerhin bewegen wir uns in einer 3D-Welt, auf der wir die Taschenmonster sehen können und es somit keine Zufallskämpfe mehr gibt. Alle Kämpfe, sowohl gegen wilde Pokémon, als auch gegen Trainer werden in der Spielwelt ausgetragen, statt in extra Bildschirmen. Außerdem können wir die neuen Monster auch auf diese Weise fangen, ohne gegen sie kämpfen zu müssen. Doch, ist das wirklich genug Neues, oder ginge da noch viel mehr? Wir haben uns den Titel angeschaut und verraten euch unseren Eindruck!
Kennt ihr schon unsere Guides zum Spiel?
Alte neue Welt
Wie es sich für neue Ableger des Franchises gehört, verschlägt es uns in eine neue Region, die wir vorher noch nicht besucht haben. Wobei, eigentlich kennen wir die Hisui-Region. Denn dabei handelt es sich um die Vergangenheits-Version der Sinnoh-Region, die wir aus der vierten Generation (Perl, Diamant, Platin) kennen! Bekannte Orte besuchen wir aber nicht, da es sich um viele, viele Jahre in der Vergangenheit handelt.
Zu Beginn des Spiels zieht uns eine mysteriöse Macht aus unserem normalen Leben heraus und verfrachtet uns in die Hisui-Region. Dort angekommen werden mit dem Arceus-Phone ausgestattet und bekommen die Aufgabe, allen Pokémon der Region zu begegnen. Schnell lernen wir den dortigen Professor namens Laven kennen, der uns unter seine Fittiche nimmt und uns die Grundlagen beibringt.
Erforsche sie alle!
Wir erfahren außerdem auch, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der die Taschenmonster zwar existieren wie eh und je, aber von den Menschen noch nicht wirklich gezähmt und erforscht wurden. Doch genau das hat sich die Galaktik Expedition zum Ziel gesetzt und schnell werden wir von ihr angeheuert, um bei diesem Ziel zu helfen, weil wir so ein übertalentierter Geselle sind.
Dadurch offenbart sich uns auch schon eine andere, große Änderungen. Denn statt von Arena zu Arena zu ziehen, um uns Orden zu verdienen, auf dem Weg etliche Trainer vermöbeln und zum Schluss zum Allerbesten zu werden, fokussieren wir uns darauf, eine friedliche Koexistenz mit den Monstern aufzubauen, und, wie gesagt, sie zu erforschen. Die gesammelten Informationen tragen wir dann in einem frühen „Pokédex“ ein, was hier eher einer Art Notizbuch ähnelt.
Qual der Wahl
Auf unserem Weg, alle 242 Monster zu erforschen, helfen wir auch immer wieder den Dorfbewohner:innen mit Pokémon aus, die ihnen fortan bei ihren Arbeiten und im Alltag unter die Arme greifen. Beispielsweise gibt es Felder, bei denen wir bestimmte Ressourcen anfordern können und sehen, wie den Menschen viel Arbeit abgenommen wird. Die Story stellt dabei einen guten Faden dar, den wir einfach immer wieder folgen können. Der Hauptfokus von Pokémon Legenden liegt aber definitiv auf dem Gameplay.
Trotz der eingangs erwähnten Neuerungen gibt es auch Dinge, die gleich oder zumindest ähnlich bleiben. Dazu gehört auch, dass wir relativ zu Beginn des Spiels ein Starter-Pokémon auswählen müssen. Hier haben wir die Wahl zwischen Feurigel, Bauz oder Ottaro. Fortan begeben wir uns auf die Suche nach anderen Taschenmonstern, die wir dann bekämpfen und/oder fangen.
Vermeidet Schaden
Auf geht es also in die größeren, offenen Areale der Spielwelt, in denen wir den 242 verschiedenen Monstern begegnen. Anders als in den ursprünglichen Spielen sehen wir diese aber auf der Karte herumlaufen und müssen sie nicht erst im hohen Gras „finden“. Stattdessen schleichen wir uns einfach über das hohe Gras an und schmeißen ihnen entweder direkt einen Pokéball an den Kopf, oder schicken eines unserer eigenen Tierchen in den Kampf.
Allerdings gibt es auch aggressive Pokémon, die wir bekämpfen müssen, sofern sie uns entdeckt haben. Dabei müssen wir auch aufpassen, dass wir selbst keinen Schaden einstecken. Denn, auch hier befindet sich eine Neuerung. Normalerweise fallen wir in Ohnmacht, wenn alle unsere sechs Freunde eliminiert wurden. In Pokémon Legenden: Arceus hingegen können wir uns auch dann weiter bewegen, wenn wir kein kampftaugliches Monster mehr haben. Stattdessen fallen wir in Ohnmacht, wenn wir, als Trainer, zu viel Schaden eingesteckt haben. Bedeutet, die Monster greifen uns direkt an! Friedlichere Pokémon laufen hingegen einfach weg.
Die richtige Technik
Bis auf die Tatsache, dass wir Pokémon-Kämpfe in der Spielwelt selber austragen, laufen diese größtenteils wie gewohnt ab. Das Kampf-System basiert auf Runden und die Monster sind, normalerweise, abwechselnd dran. Jedoch gibt es eine Besonderheit mit den Tempo- und Kraft-Techniken, die wir auswählen können. Dadurch können wir eine Attacke verstärken, sind dann aber langsamer, also später wieder dran (Kraft-Technik), oder schwächen die Stärke der Attacke ab, sind dafür aber schneller wieder dran (Tempo-Technik).
Das lässt sich taktisch gut einsetzen, besonders wenn wir gegen Elite-Pokémon kämpfen oder schwächere Monster erstmal nur schwächen wollen, ohne sie gleich umzuhauen. Umhauen hingegen wollen wir die Pokémon-Königinnen und -Könige, die über die Hisui-Region verteilt sind. Das sind seltene Varianten, die aus einem unerklärlichen Grund plötzlich gefährlich geworden sind und in einer Art Bosskampf zur Vernunft gebracht werden wollen. Leider sind diese Kämpfe nicht sonderlich spannend und sehr eintönig gestaltet.
Innen hui, außen pfui
Insgesamt sind die neuen Mechaniken sinnvoll in das neue Gewand eingehüllt und stellen eine gute Ergänzung zum gewohnten Spielgefühl dar. Vor allem die Kämpfe gehen nun deutlich besser von der Hand als früher und gestalten sich abwechslungsreicher – nicht zuletzt wegen der neuen Techniken. Aber auch das Fangen der Pokémon, die je nachdem auch nur an bestimmten Tageszeiten zu finden sind, fühlt sich deutlich immersiver an. Statt einfach nur aus dem Inventar-Menü heraus auszuwählen, einen Ball zu schmeißen, ist es sehr befriedigend, ihn selbst aus dem Gras heraus auf eines der Monster zu werfen und zu beobachten, ob es im Ball bleibt!
Was alles in allem leider weniger gelungen ist, ist die Technik. Zwar sind die verschiedenen Areale und die Spielwelt an sich hübsch designt und mit ein paar Details versehen, aber leider wirken die Gebiete leblos und die matschigen Texturen lassen den eigentlich positiven Flair schnell verfliegen. Auch die teilweise hart flimmernden Kanten von Charakteren und Objekten lassen einen schnell mit wenig positiven Gefühlen auf das Display blicken. Dafür sind wiederum die Modelle der Charaktere und Pokémon sowie die Animationen gut gelungen.
Fazit
„Mit Pokémon Legenden: Arceus wagen Nintendo und Game Freak etwas Neues und krempeln nicht nur die Perspektive, sondern auch die Spielwelt und die Mechaniken der Pokémon-Reihe um. Das gelingt auch und wirkt wie ein sinnvolles Hieven des Franchises in die Moderne. Allerdings bietet die Switch offenbar nicht genug Power, um eine wirklich lebendige und schöne Welt zu erschaffen, in der wir uns wohl und heimelig fühlen. Dafür sind die neuen Techniken der Attacken eine willkommene Ergänzung der Kämpfe und es ist einfach überaus angenehm, direkt in der offenen Welt kämpfen zu können. Besonders das Anschleichen und Fangen von Pokémon, direkt in der Welt, macht sehr viel Spaß. Hoffentlich bleibt es nun nicht für die nächsten zwanzig Jahre nur dabei. Es wäre schön, wenn der Weg der Innovation und Neuerungen beibehalten und weiter gegangen wird!„
Eine Review-Kopie für die Nintendo Switch wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.