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Indie Simulationen Spiele-Review

Airborne Kingdom im Test: Gemütliches Basenbauen

Die Städtebausimulation Airborne Kingdom hat einen anderen Ansatz als andere Genre-Vertreter und hievt Steampunk-Städte hoch hinaus.

Airborne Kingdom schafft es, das Genre der Städtebausimulationen mit einem (noch) frischen Twist zu versehen.
Maurice Skotschir

Airborne Kingdom reiht sich in das Genre der Städtebausimulationen ein, das bereits einige Titel hervorgebracht hat. Und alle sind sich ähnlich, kein Wunder, steht doch das Aufbauen einer – oder mehrerer – Städte im Fokus. Doch viele haben ihren eigenen Twist oder bergen andere Gefahren für die Bewohner. Während wir in Anno selbst unser größter Feind sind, schützen sich die Siedler in Endzone – A World Apart vor Strahlung, bei Surviving Mars muss die Sauerstoff-Produktion sichergestellt sein. Doch beim Titel von The Wandering Brand LLC und Freedom Games ist dieser Twist ein ganz anderer. Denn wir müssen sicherstellen, dass sich die Stadt nicht zu weit neigt und unsere Bewohner natürlich noch mit Waren versorgen. Wie das funktioniert? Wir verraten es euch.

Wir gegen die Physik

Das grundlegende Prinzip bleibt aber vertraut. Wir müssen einfache Produktionsketten errichten, eine Infrastruktur aufbauen und damit die Bedürfnisse unserer Einwohner decken. Mit zunehmender Spielzeit wird es natürlich immer komplizierter und umfangreicher, dazu gehören Nahrung, Energie und Fabriken. Nichts Überraschendes eigentlich, allerdings passiert alles hoch oben in der Luft. Und genau das sticht zunehmend als Herausforderung heraus.

Unser größter Feind sind, neben der Schwerkraft, wir. Bedeutet also, es gibt keine kriegerischen Komponenten, mit denen wir uns zusätzlich herumschlagen müssten, sondern wir konzentrieren uns ganz darauf, gegen die Naturgewalt Phsyik vorzugehen und unser Bestes zu geben, eine funktionierende Stadt in schwindelerregender Höhe zu errichten. Zu Beginn einer Partie starten wir mit einer schwebenden Plattform, die perfekt ausbalanciert durch den Himmel fliegt.

Stand das schon immer Kopf?

Doch sobald wir anfangen, Gebäude auf ihr zu errichten, fängt die Stadt an, zu sinken und/oder sich zu neigen. Wir müssen also dafür sorgen, dass sie genug Auftrieb hab, um nicht abzustürzen, und dass sie sich nicht allzu weit neigt, da sonst unsere Bürger… einen Abflug machen können. Wer möchte schon, dass seine Wohnung Kopf steht und einem die Möbel entgegenfliegen? Richtig. Niemand. Wirklich, seid vorsichtig, denn schon ein einziges Gebäude kann den entscheidenden Ausschlag geben.

Und jeder Einwohner ist wertvoll, denn ihr müsst sie unterwegs aufgabeln. Daher kann es schon ein essentieller Fehler sein, auch nur einen einzigen Einwohner zu verlieren, der für euch arbeiten oder Dinge erforschen kann. Dann müsst ihr eure Stadt nämlich etwas verkleinern, indem ihr Gebäude loswerdet und einen Plan entwerft, wie ihr wieder in die Spur kommen könnt.

Ein Teufelskreis…

Um eure Stadt aber wirklich in der Spur halten zu können, benötigt ihr, ähnlich wie in Frostpunk, eine zentrale Ressource: Kohle. Also, die Schwarze, die ihr in Bergen finden könnt. Nicht die mit den Zahlen darauf. Jedenfalls verbrauchen die wichtigsten Komponenten eurer Stadt dies. Das Problem: Kohle kann nur an einem Ort gelagert werden. Im Gegensatz zu anderen Ressourcen. Bedeutet im Umkehrschluss also, dass ihr von der Kohle nur eine begrenzte Menge lagern könnt. Keine Kohle – keine Stadt. Einfache Rechnung.

Doch das ist gar nicht so einfach, immerhin benötigen wir für die Expansion mehr Gebäude, das auch in mehr benötigtem Auftrieb resultiert. Denn die Gebäude erzeugen selbstverständlich mehr Luftwiderstand. Also wieder mehr Ressourcen, die verbraucht werden. Ein Teufelskreis. Dadurch sind wir aber auch gezwungen, genau darüber nachzudenken, was wir wo platzieren und damit auch wie wir wachsen wollen. Kein Bezirk der Stadt ist jemals wirklich fertig!

Liebevolles Durcheinander

Wir gestalten mit dem Wachstum auch ständig unsere Stadt neu, und so ergibt sich eine dynamisch-organische Stadt, die sich im stetigen Wandel befindet, um die neuen Bedürfnisse zu decken. Ihr mögt zwar einen Plan verfolgen, wie eure Stadt einmal aussehen soll, doch am Ende wird sie anders aussehen. Vertraut uns. Am Ende seht ihr das Ergebnis, wenn ihr auf drohende Katastrophen reagiert, herumexperimentiert oder die Ergebnisse eurer Experimentiererei ausbessert. Daraus ergibt sich letzten Endes ein harmonisches und liebevolles Durcheinander.

Übrigens ist die „Welt unter uns“, also alles, was sich auf dem eigentlichen Boden unter dem Himmel befindet, nicht nur reine Deko. Denn dort finden wir alle Ressourcen, die wir benötigen, um unsere Einwohner am Leben zu erhalten oder unsere Stadt zum Weiterfliegen antreiben. Dabei können wir die gesamte Karte in Ruhe erkunden, dennoch sollten wir unsere Arbeiter immer in Bewegung halten und ihre Flugzeuge hin und her schicken.

Survival, aber entspannt

In Airborne Kingdom bekommen wir aber nicht ständig mehr Orte oder Inseln zum Bauen, wie es beispielsweise in Anno 1800 der Fall ist, sondern wir entdecken viele kleine Orte. Dazu gehören auch Siedlungen und Städte, mit denen wir Handel treiben können. Wir können aber auch ein paar Geheimnisse entdecken, die uns teilweise auch Wunder bringen. Damit werden unsere Städte noch um einiges beeindruckender, als sie es ohnehin schon sind. Einen guten Eindruck macht aber auch die Landkarte, die liebevoll detailliert dargestellt wird.

Trotz der Survival-Aspekte bleibt das Tempo aber angenehm entspannt. Zwar gibt es durchaus mal Komplikationen oder Herausforderungen, vor die wir gestellt werden, aber gerade am Anfang gibt es genug Möglichkeiten, sie zu bewältigen. So lässt sich auch ein guter Vorrat anlegen, um in schwierigere Gefilde vorzudringen. Merken wir allerdings, dass wir dafür noch nicht bereit sind, können wir jederzeit zurück und mit einem blauen Auge davonkommen.

Für jeden was dabei

Durch das angenehme Tempo könnt ihr in Airborne Kingdom eurer kreativen Ader also freien Lauf lassen und ein architektonisches Meisterwerk auf die „Beine“ stellen. Passend dazu lassen sich die Gebäude auch mit verschiedenen Farbschemata anpassen, die auf einzelne oder auch gleich alle Gebäude angewandt werden können. So ist sowohl was für „Schönbauer“ dabei, als auch für durchgeplante Städte, die auf Effektivität getrimmt sind. Um euer Kunstwerk zu genießen, könnt ihr euch alles auch mal in Ruhe angucken. Das solltet ihr auch tun, denn die Stadt über dem Himmel ist voller Leben. Sogar die Gebäude neigen sich im Wind.

Leider ist es in manchen Bereichen etwas zu ruhig und eintönig. Gerade in Bezug auf die anderen Städte, die wir entdecken können. Um unsere Beziehung mit ihnen nach oben zu treiben, müssen wir eine Aufgabe für sie erledigen, die meistens gleich abläuft. Wir sollen zu einem Ort fliegen, etwas finden und dann ein paar Ressourcen deponieren und schon liebt uns die auftraggebende Stadt. Das ist etwas schade, gerade weil es keine Überraschungen gibt.

Fazit

Airborne Kingdom schafft es, das Genre der Städtebausimulationen mit einem (noch) frischen Twist zu versehen und ein entspanntes, aber hier und da doch forderndes Spiel zu erschaffen. Es macht gleichermaßen Spaß und wirkt beruhigend, sich immer wieder der Planung seiner Stadt zu widmen, auf Gefahren zu reagieren und neue Bedürfnisse der Einwohner zu erfüllen. Dazu gehört auch das Ausbalancieren der Stadt, sodass sich die schwebende Plattform nicht zu weit neigt und unsere Bewohner bedroht. Leider ist das Allianz-System mit den anderen Städten etwas zu einfach und eintönig ausgefallen. Aber nur ein kleines Manko, wenn man bedenkt, dass es sonst viel Spaß macht.

Der Key wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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