Bei Bright Memory: Infinite handelt es sich um einen visuell ansprechenden Ego-Shooter – allerdings mit einem großen Nachteil.
Bright Memory: Infinite ist visuell sehr ansprechend und kommt mit großer Action daher. Es bietet jedoch mit nur rund zwei bis drei Stunden wenig Spielzeit. Dafür ist es der komplette Kontrast zu großen Mehrspieler-Titeln wie Call of Duty oder Battlefield, denn hierbei handelt es sich um eine reine Einzelspieler-Erfahrung mit linearer Kampagne und vielen Details. Und die Erfahrung kann sich vor allem optisch sehen lassen, denn Dank der Unreal Engine 4 und Raytracing winkt uns hier eine grafische Pracht sondergleichen. Aber kann der Ego-Shooter von Solo-Entwickler Zeng Xiancheng auch sonst überzeugen?
Bikini? Ernsthaft?
Die Kampagne umfasst sieben Missionen, die uns in eine chinesische Provinz führen und die wir erforschen. Wir sehen ansprechende Tempelanlagen, überzeugende Effekte und optisch interessante Gegner-Typen. Das Ganze passiert während wir mehrere verschiedene Sequenzen absolvieren, darunter befinden wir uns auch in und auf Fahr- und Flugzeugen und lassen dem berühmten „Triggerfinger“ freien Lauf. Das mag nicht nur nach relativ wenig Umfang klingen, sondern das ist es auch. Denn nach spätestens drei Stunden haben wir die Kampagne abgeschlossen und haben das Spiel beendet.
Doch auch wenn die Gegner interessant wirken, gilt das nicht für unsere Protagonistin Shelia, die eher wie ein Abziehbild wirkt. Hinzukommt, dass wir ihr verschiedene Outfits verpassen können, die so gar nicht zur sonstigen Aufmachung von Bright Memory: Infinite passt. Denn im Bikini oder Schulmädchen mit kurzem Rock schießt es sich nicht gut. Schade, dass es an dieser Stelle so aus der Zeit gefallen ist.
Storytelling wie es nicht geht
So wenig wie die möglichen Kostüme zum Spiel und zur Zeit passen, so wenig überzeugend ist auch die Geschichte des Titels. Shelia ist ihres Zeichens Agentin und Mitglied der Supernatural Science Research Organization (SRO). Plötzlich taucht am Himmel ein mysteriöses schwarzes Loch auf und es erscheint eine grimmige Version des Master-Chiefs sowie einige Handlanger, die aus dem Nioh-Franchise entsprungen sein könnten.
Diese B-Move-Aufmachung zieht sich auch durch das gesamte Spiel weiter, die anfangs angesprochenen Sequenzen in Fahrzeugen bestehen unter anderem daraus, sich in einem Sportwagen durch das Gelände zu schlagen. Da hilft auch die geringe Auswahl an Waffen nicht wirklich weiter. Insgesamt können wir nämlich auf vier Stück zurückgreifen, unter anderem ein Maschinengewehr oder eine elektrische Shotgun.
Fähigkeiten und Waffen
Neben den Schießeisen kann Shelia auch noch auf eine übernatürliche Fähigkeit zurückgreifen, die eine Art Telekinese-Stoß/-Griff darstellt. Später (also, naja, im Verlauf des kurzen Spiels) im Spiel kann sie noch zwei weitere Fähigkeiten erlernen: einen Elektroschlag und einen Erdbebenschlag. Damit lassen sich auch feindliche Fernangriffe blocken.
Insgesamt geht die Steuerung, auch die der Waffen, flüssig von der Hand, obwohl hier und da ein paar Sachen nicht ausreichend erklärt werden. Darunter beispielsweise auch der Wall-Run der nur semi-gut erklärt wird. Komplett fehlt aber die Aktionstaste für eine heimliche Tötung. Das gibt es, aber der Knopf wird einfach nicht eingeblendet.
Optik par excellence
Hin und wieder kann auch ein wenig Devily May Cry-Feeling aufkommen, wenn wir verschiedene Fernkampf-Attacken mit Nahkampf-Schlägen kombinieren und alles so flüssig von der Hand geht, dass es sich nicht vor großen Titeln verstecken muss. Allgemein ist auch das Treffer-Feedback in Bright Memory: Infinite ordentlich und die einsetzende Slow-Motion bei einem Kopfschuss tut da ihr Übriges.
Und von der Optik haben wir eingangs ja bereits geschwärmt. Die schöne 3D-Darstellungen gelingen dank der Unreal Engine 4, hinzukommen Raytracing-Effekte bei einer stabilen Bildrate, kombiniert mit fetzigen Effekten, die einiges hermachen. In puncto Darstellung haben wir defintiv nichts zu meckern.
Fazit
„Den Ankündigungs-Trailer von Bright Memory: Infinite fand ich tatsächlich gar nicht so spannend. Aber je mehr ich gelesen und im Vorfeld auch gesehen habe, desto interessanter wurde es. Vor allem, da die Optik so ansprechend war und die Tatsache, dass es von einem Solo-Entwickler ist, tat ihr Übriges. Blende ich einmal das wirklich schlechte Storytelling aus und sehe darüber hinweg, dass wir unserer Protagonistin im Hauptmenü einen Bikini verpassen können, winkt hier auf jeden Fall ein ordentlicher, kurzweiliger Shooter der Spaß macht. Vom Pacing kann es zwar nicht mit einem Kaliber wie DOOM mithalten, aber sowohl die Steuerung geht flüssig von der Hand, als auch die Bewegung und das Treffer-Feedback ist sehr gelungen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was das nächste Projekt von Xiancheng wird. Wer Bock auf 2-3 Stunden gutes Gameplay hat, ist hier richtig!„
Der Review-Key für die PlayStation 5 wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.