Mit Master Duel gibt es einen neuen Free-To-Play-Online-Ableger vom Sammelkartenspiel Yu-Gi-Oh. Ob es was taugt, verraten wir euch im Test!
Yu-Gi-Oh! Master Duel ist vor allem für Fans des Kartenspiels eine hervorragende Franchise-Ergänzung.
Vor Kurzem hat sich das Yu-Gi-Oh-Franchise mit Master Duel um einen weiteren Videospiel-Ableger erweitert. Seit dem 19. Januar 2022 können Spielerinnen und Spieler weltweit in die neueste Online-Variante einsteigen und sich gegen die KI und echte Spieler messen. Da es kostenlos für alle verfügbar ist, und auf jeder Plattform gespielt werden kann – Mobile-Versionen folgen später – haben auch wir es uns mal angesehen. Wir haben uns durch ein paar Solo-Kämpfe gespielt und außerdem den Ranglisten-Modus ausprobiert. Unseren Eindruck erfahrt ihr in dieser Review!
Worum geht’s?
Yu-Gi-Oh ist schon lange mehr als nur ein Manga mit Anime-Ableger. Seit etlichen Jahren ist das zugehörige, physische, Kartenspiel nicht mehr aus der Landschaft der Sammelkartenspiele wegzudenken. Kein Wunder also, dass es auch ein Angebot für jene geben soll, die keine Möglichkeit haben, das Tabletop-Spiel zu spielen, oder auch einfach „Zuhause“ spielen wollen, ohne ständig jemanden einzuladen. Das hat Konami bereits vor ein paar Jahren erkannt, sodass sie am 11. Januar 2017 Duel Links an den Start brachten. Doch so richtig „modern“ war es nicht.
Nun haben wir mit Master Duel den nächsten Versuch von Konami vor Augen und dürfen unsere digitale Hand an den Titel anlegen. Bisher scheint es bei den Spielern jedoch ziemlich gut anzukommen – immerhin befindet sich der Titel seit der Veröffentlichung durchgehend in den Top 5 der Steam-Charts. Aktuell spielen bis zu rund 260.000 Steam-Nutzer gleichzeitig auf der ganzen Welt. Und dann kommen noch die Switch-, Xbox- und PlayStation-Nutzer hinzu. Da lässt sich doch schon von einem Erfolg sprechen, oder?
Gegen die KI oder im PvP
Neben den PvP-Spielen, die ihr im Ranglisten-Modus austragt, gibt es einen Solo-Modus, in dem ihr bestimmte „Tore“ abschließen könnt. Hinter jedem dieser Tore verbirgt sich immer das gleiche Schema. Zunächst bekommt ihr eine kleine thematische Einführung in ein bestimmtes Deck-Thema, wie zum Beispiel die Monarchen. Das Einzige, was es dort zu machen gilt, ist zu lesen. Im Anschluss schaltet ihr eine Test-Runde frei, in der euch das Spiel einmal kurz die absoluten Grundlagen des Decks anhand eines Beispiels näherbringt. Und dann seid ihr auf euch selbst gestellt. Ihr müsst, mit dem vorgegebenen Deck, oder wahlweise einem eigenen, alleine gegen die KI bestehen.
Habt ihr das geschafft, ist der Hauptkampf des Tors abgeschlossen und ihr erhaltet eine Belohnung – meistens das entsprechende Deck zum Thema, mit dem ihr bereits gespielt habt. Wenn ihr es zu 100 % komplettieren wollt, müsst ihr für eine bestimmte Anzahl an Elementen, die ihr ebenfalls durch das Spielen ergattern könnt, eine Abzweigung freischalten. Dann könnt ihr nochmal zwei beziehungsweise vier Duelle austragen. Zwei mit dem Leihdeck, zwei mit eurem eigenen. Habt ihr die geschafft, gilt das gesamte Tor als „abgeschlossen“, ansonsten nur als „geschafft“.
Die KI…
Dabei wird es von Tor zu Tor natürlich schwieriger und ihr müsst besser spielen, oder einfach nur Glück haben. Spätestens ab dem vierten oder fünften Tor wird es dann richtig knackig. Teilweise könnt ihr die Runden kaum gewinnen und müsst es immer wieder und wieder versuchen, bis ihr eine akzeptable Starthand habt – und die KI keine gute. Ansonsten passiert es des Öfteren, dass ihr entweder nicht auf die Züge der KI reagieren könnt, oder sie einfach alles kontert, was ihr spielt. Da helfen auch die kostenlosen Decks nicht viel, die ihr vom Spiel geschenkt bekommt.
Habt ihr euch jedoch ein funktionierendes, eigenes Deck gebastelt, könnte das Ganze schon anders aussehen. Bis wir uns unser Eldlich-Deck gebaut haben, das vor allem auf das Kontern der gegnerischen Aktionen ausgelegt ist, sind wir bei den Kämpfen ziemlich salzig geworden. Doch gerade als Neuling ist es gar nicht so einfach zu wissen, wie sich ein funktionierendes Deck zusammensetzt, woher die Karten kommen und wie das Ganze generell funktioniert. Und das ist wahrscheinlich auch der größte Kritikpunkt. Denn besonders einsteigerfreundlich ist Master Duel nicht.
Es war stets bemüht!
Zwar gibt es sich viel Mühe, grundlegende Spielprinzipien zu erklären, wie auch die besonderen Beschwörungsformen der Link-, XYZ-, Pendel- und Synchromonster verständlich zu machen, aber mehr als das passiert auch nicht. Welche Decks sich für euren gewünschten Spielstil eignen, welche (gut) performen oder generell, worauf ihr achten solltet, wenn ihr ein Deck selbst bauen möchtet, wird euch nicht gesagt. Dazu müsst ihr auf externe Quellen zurückgreifen und die Spielerschaft nach Tipps fragen. Wahrscheinlich wäre so ein integriertes System, das einem beim Deckbauen hilft, schwer umzusetzen. Aber dennoch wäre es sehr wünschenswert, wenn gerade Neulinge etwas an die Hand genommen werden.
Der Versuch ist ja immerhin auch schon da. Denn ihr könnt nach öffentlichen Decks suchen und diese, sofern sie euch gefallen, in eure Decks kopieren. Ihr könnt auch nach einer bestimmten Karte suchen und so Decks finden, die gegebenenfalls um diese Karte herum aufgebaut sind. Doch, ob ihr damit auch mit anderen mithalten könnt? Das wisst ihr nur, wenn ihr es euch zusammengestellt habt. Und das ist nicht mal eben getan.
Bloß nichts Falsches tun!
Zwar bekommen wir durchs Spielen, Karten ziehen und zerlegen „Crafting Points“ für verschiedene Raritäten der Karten, aber ihr bekommt deutlich weniger, als ihr für ein Deck braucht – sofern ihr nicht wisst, wie ihr die entsprechenden Karten ziehen könnt. Doch alles zu seiner Zeit. Die benötigten Punkte, um eine Karte herstellen zu können, bekommen wir in geringen Mengen aus dem Duell Pass. Dieser bringt euch einmal Belohnungen, ohne den Pass kaufen zu müssen, aber es gibt natürlich noch mehr Belohnungen, wenn ihr ihn euch kauft. Doch die Punkte, die ihr da bekommt, sind nur der Tropfen auf dem heißen Stein.
Mehr Punkte gibt es, wenn ihr Karten zerlegt. Es gibt jeweils gesonderte Crafting Points für die Raritäten N, R, SR und UR. Wenn ihr eine Karte der Rarität R zerlegt, erhaltet ihr 10 Punkte dieser Kategorie. Hat die Karte einen besonderen Feinschliff abbekommen (glänzender Name oder komplett schimmernde Karte) erhaltet ihr jeweils mehr Punkte für das Zerlegen. Im Normalfall müsst ihr jedoch drei Karten zerlegen, um eine Karte herstellen zu können. Solltet ihr also mal eine falsche Karte herstellen, kann euch das weit zurückwerfen. Denn Karten-Päckchen lassen sich nur für Edelsteine öffnen, die gar nicht so günstig im Shop zu ergattern sind.
Der Shop…
Denn ohne besondere Angebote im Shop, müsst ihr fast 30 Euro (!) für 1.000 Edelsteine ausgeben, um zehn Packs zu öffnen. Das ist nicht nur wahnsinnig teuer, sondern in den seltensten Fällen auch lohnenswert. Immerhin könnt ihr nur zwischen drei Packs wählen, die nicht unbedingt die Karten beinhalten, die ihr braucht. Während zwei der Möglichkeiten sich auf bestimmte Themen fokussieren, ist das Dritte im Bunde das „Master-Pack“, in dem eigentlich *alle* Karten von Master Duel zu finden sind. Dass ihr da die richtige trefft, bei knapp 10.000 möglichen… Eher unwahrscheinlich!
Gezielter Karten ziehen lassen sich durch die sogenannten „Geheim-Packs“. Die schaltet ihr für 24 Stunden frei, wenn ihr eine SR- oder UR-Karte des entsprechenden Themas gezogen oder hergestellt habt. Nun könnt ihr für einen Tag dort gezielt Karten aus einem Thema ziehen, danach verschwindet das Geheim-Pack wieder und es neu finden. Ihr seht, es ist ziemlich umständlich.
Erobert die Rangliste!
Habt ihr dann doch mal ein Deck erstellen können, das sogar in den Ranglisten-Duellen mithalten kann, kommt die nächste Hürde: die Kartentexte. Ihr müsst verstehen, wie eurer Deck funktioniert und wann es sinnvoll ist, welche Aktion auszuführen, welchen Effekt zu aktivieren oder welches Monster zu beschwören. Je nachdem verlangt auch das noch ein wenig Einarbeitung von euch. Und manche Karten haben wirklich Romane als Effekt-Texte. Habt ihr aber auch das überwunden, könnt ihr euch die 1-gegen-1-Duelle werfen und schauen, wie weit ihr in der Rangliste voranschreiten könnt. Leider gibt es bisher nur die Möglichkeit, in der Rangliste oder in privaten Partien gegeneinander anzutreten. Konami hat aber bereits angekündigt, später noch andere Spielmodi nachzuliefern, die auch anderen Regeln folgen und damit auch mehr Spieler anzusprechen. So wie das bereits bei Magic: The Gathering Arena der Fall ist.
Und ähnlich schön und liebevoll wie bei Arena ist auch die generelle Gestaltung der Duelle geworden. Die Kartengrafik ist detailliert und die Animationen sowie die Effekte sind durchweg gelungen. Besonders starke Karten (von den Werten her) fühlen sich auch wuchtig und schwer an. Wenn ein Monster mit mehreren Tausend Angriffspunkten angreift, fühlt sich das auch genau so an. Zusammen mit der gelungenen Sounduntermalung und den Effekten ist es optisch und akustisch ein echtes Highlight!
Fazit
„Yu-Gi-Oh! Master Duel ist vor allem für Fans des Kartenspiels eine hervorragende Franchise-Ergänzung. Gerade deshalb, weil Duel Links schon länger nicht mehr zeitgemäß wirkt und Spieler optisch eher abschreckt, als anlockt. Allerdings könnte es für Neulinge schnell zu komplex sein, da die Einführungen in das Spiel zwar grundlegende Sachen beinhalten, aber Neulinge viel zu wenig an die Hand nimmt und durch die überstarke KI demotiviert. Gerade dann, wenn es darum geht, ein eigenes Deck zu erstellen. Nicht jeder weiß, welche Karten miteinander funktionieren können, wenn sie neu im Spiel sind. Sie sind unabdingbar auf Hilfe von außen angewiesen, sofern sie nicht mehrere hundert Stunden darin investieren wollen, sich das Wissen anzueignen. Leider ist auch das Herstellen und Erhalten von Karten recht umständlich – und vor allem teuer! Dennoch bietet Master Duel wahrscheinlich den besten und vergleichsweise einfachsten Einstieg in das Sammelkartenspiel. Ich persönlich mag es sehr gerne und würde es euch nahelegen, es zumindest mal auszuprobieren!„