Im rundenbasierten Rollenspiel Expeditions: Rome können wir die Zukunft Roms beeinflussen und eine eigene Legion anführen. Wie spielt es sich?
Expeditions: Rome kann mit guten Dialogen und interessanter Story überzeugen.
Expeditions: Rome wirft uns zeitlich über 2.000 Jahre in die Vergangenheit, als Rom nicht nur eine Stadt, sondern ein ganzes Reich beschrieb, das allerdings in den letzten Zügen lag. Eine Zeit, in der sich die Grenzen des Imperiums über die halbe Welt erstreckten und es kaum jemand wagte, sich ernsthaft mit ihnen anzulegen. Natürlich gab es auch dafür Ausnahmen, wie Hannibal, der Rom fast besiegte. Der Titel vereint einige Elemente anderer Franchise in einem und bringt euch in die Rolle eines römischen Soldaten, der auf dem Vormarsch ist. Wir bewegen uns über eine Kampagnenkarte, und kämpfen in rundenbasierten Kämpfen. Zwar treffen wir auch durchaus auf bekannte Namen der Historie, aber im Grunde erleben (und erschaffen) wir eine alternative Version Roms. Ist dieser Mix denn auch gelungen? Das beantworten wir euch jetzt!
Ave Mauricio!
Im ersten Jahrhundert vor Christus regierten noch keine Kaiser über die römische Republik, sondern der Senat und zwei von ihm gewählte Konsuls. Zu dieser Zeit herrschten heftige Spannungen, sowohl innen, als auch außen. Bevor wir uns an das „Befrieden“ der Städte und Regionen machen, müssen wir erstmal kleine Brote backen. Haben wir uns einen Charakter, der wahlweise männlich oder weiblich ist, erstellt, geht es gleich los. Wir sind ein angesehener römischer Bürger, aber weil unser Vater ermordet wurde, müssen wir aus der wohl imposantesten Stadt ihrer Zeit fliehen: Rom. Wir schließen uns dem Konsul Lucullus an und tauchen in seinem Heerlager fürs Erste unter.
Doch wir legen uns dort natürlich nicht nur auf die faule Haut und warten, bis sich der ganze Trubel in der Hauptstadt gelegt hat, sondern packen tatkräftig mit an. So kommt es, dass wir schnell zum Legatus aufsteigen und fortan eine eigene Legion kommandieren dürfen: die Legio Victrix. Und von da an entspinnt sich immer weiter eine interessante Geschichte voller Intrigen und politischer Ränkespiele. Auf dem Weg, aufzudecken, warum unser Vater ermordet wurde und uns weiter einen Namen als ehrenvoller Legatus Roms zu machen, treffen wir immer wieder historisch bekannte Figuren. Darunter beispielsweise Julius Caesar oder Marcus Cicero. Wodurch ein „Mittendrin-Gefühl“ entsteht und die Geschichte noch etwas persönlicher wird.
Hohe spielerische Vielfalt
Doch nicht nur die Geschichte kann überzeugen, sondern auch die spielerische Vielfalt, die durch verschiedene Elemente aus anderen Franchise vereint. Dazu gehört beispielsweise eine Kampagnenkarte, wie wir sie aus den Total War-Spielen kennen, aber auch taktische und rundenbasierte Kämpfe wie bei XCOM. Doch statt gleich die ganze Armee über die Karte zu hetzen, besteht unser Gefolge dort nur aus ein paar ausgewählten Charakteren. Zum einen natürlich unser Held (oder unsere Heldin) und den Gefährten, sowie Prätorianer, die wir im Lager anheuern können. Wir besuchen so einen Punkt von Interesse nach dem anderen, finden Beute, begegnen zufälligen Events oder besuchen Tempel und andere Stätten.
Zwar bekommen wir keinen Zeitdruck, obwohl auch beim Reisen Zeit vergeht, aber unendlich lange können wir uns trotzdem nicht bewegen. Denn wir haben nur einen bestimmten Vorrat an Verpflegung mit dabei. Dadurch müssen wir hier und da für Nachschub sorgen, bevor es weitergehen kann. Kommt es beim Erkunden dann doch mal zu einer Begegnung, die den Einsatz von Waffen zur Folge hat, tragen wir dieses Geplänkel auf einem Hexfeld-Schlachtfeld aus.
Bögenschützen nach vorne, oder?
In den Kämpfen können wir mit bis zu sechs eigenen Kämpfern antreten, die jeweils eine der vier Klassen innehaben. Wobei jede Klasse nochmal in jeweils drei Unterklassen eingeteilt sind. Zu Beginn des Kampfes dürfen wir eine Aufstellung wählen, bei der wir natürlich unsere schwer gepanzerten Princeps nach vorne stellen und unsere leichter ausgerüsteten Charakter dahinter. Bogenschützen platzieren wir optimalerweise auf einer Anhöhe, denn Höhenunterschiede spielen eine Rolle. Sind wir mit der Platzierung unserer Prätorianer zufrieden, beginnt der Kampf.
Doch statt einer festen Reihenfolge dürfen wir frei zwischen den Charakteren wechseln und sie jeweils einmal bewegen und angreifen lassen. Dabei können wir uns auch erst mit einem Princeps bewegen, um dann einen Veles hinterher zu ziehen und dann mit dem Princeps angreifen. Töten wir mit einem Charakter einen nicht ausgebildeten Krieger, wie einen Zivilisten mit Waffe, können wir erneut einen Angriff ausführen. Erst wenn wir unsere Runde beenden, ziehen unsere Gegner und dann mögliche Verbündete.
Taktische Vielfalt
Den Ausgang der Schlachten in Expeditions: Rome können wir aber nicht nur durch eine möglichst kluge Aufstellung beeinflussen, sondern auch durch die Fähigkeiten unserer Prätorianer. Denn die Klasse bestimmt zwar die Auswahl, die uns zur Verfügung steht, aber es gibt ja auch noch drei Unterklassen. In diesen können wir die Fähigkeitspunkte investieren, die sie durch genügend Erfahrung erhalten. Doch auch die Wahl der Waffe hat einen Einfluss darauf, welche Fähigkeiten unser Trupp ausführen kann. Bögen können so beispielsweise nicht einfach nur Pfeile verschießen, sondern auch dafür sorgen, dass unsere Gegner anfangen zu brennen oder sich vergiften.
Reicht unsere Hauptbewaffnung mal nicht aus, oder hat einer der Gefährten zu viel Schaden einstecken müssen und liegt am Boden, haben wir glücklicherweise noch taktische Gegenstände. Dazu gehören unter anderem Pila (Wurfspeere), Behälter mit Elementarschäden wie Feuer oder auch Bandagen. Davon können wir pro Runde eines einsetzen, ungeachtet dessen wie viele Aktionspunkte wir noch zur Verfügung haben.
Was macht unsere Legion eigentlich?
Wir gewinnen mit unserer kleinen Gruppe kleine Schlachten, doch die kriegsentscheidenden schlagen wir nicht selbst, sondern unsere Legion. Diese können wir zu bestimmten Punkten auf der Karte schicken und sie so nicht nur Produktionsbetriebe wie Minen oder Sägewerke besetzen lassen, sondern auch Siedlungen besetzen. Bei Letzteren kommt es immer zu größeren Schlachten, in denen unsere Armee gegen die des Feindes antritt. Und diese Schlachten gewinnen wir nicht nur durch schiere Überzahl, sondern es fließen verschiedene Faktoren mit ein.
Zwar können wir mit maximal 4.800 Legionären antreten, aber die Moral der Soldaten ist ebenso wichtig wie die Kampferfahrung. Selbst in Unterzahl können wir so mit einer motivierten Legion verheerenden Schaden anrichten und gewinnen, aber eben auch mit unmotivierten Soldaten eine zahlenmäßig schon gewonnene Schlacht verlieren. Aktiv eingreifen können wir in die stilisierten Kämpfe aber nicht, sondern können nur eine zur Phase passende Kriegslist auswählen. Wir bestimmen so nicht nur die Aufstellung der Legion, sondern auch wie sie kämpfen sollen. Flankieren wir mit unserer Kavallerie? Lassen wir Gassen offen und umzingeln die Gegner dann? Steigern wir lieber unsere Moral, oder unsere Verteidigung? All das kann entscheidenden Einfluss haben. Leider sind diese Schlachten alles andere als spannend.
Die wahre Stärke liegt im Dialog!
Außerhalb des Erkundens und Kämpfens residieren wir zusammen mit unserer Legion im Feldlager, das eine wichtige Anlaufstelle darstellt. Dort können wir nicht nur immer wieder unsere Vorräte auffüllen und verletzte Gefährten heilen, sondern auch neue rekrutieren. Doch es gibt auch noch weitere Einrichtungen, die wir weiter verbessern können. Unter anderem eine Schmiede, in der wir natürlich bessere Ausrüstung herstellen können. Um jedoch die Gebäude errichten bzw. verbessern zu lassen, müssen wir erst einmal die eben angesprochenen Produktionsbetriebe auf der Weltkarte einnehmen. Selbstverständlich können wir hier auch Gespräche mit unseren Gefährten führen und interessante Nebenaufgaben erledigen.
Und damit sind wir auch bei einer weiteren Stärke von Expeditions: Rome: den Dialogen. Rollenspiel-typisch führen wir viele Dialoge und können noch mehr optional führen. Die Unterhaltungen sind allerdings nicht nur des Redens wegen vorhanden, sondern stellen uns auch immer wieder vor Entscheidungen, die später zu einem größeren Handlungsstrang führen. Unter anderem besteht direkt zu Beginn des Spiels die Möglichkeit, dass wir verraten wurden und der Verräter sich unter uns befindet. So können wir die angeschuldigte Person entweder verschonen, oder sie direkt exekutieren. Verschonen wir sie, erhalten wir im Verlauf eine Nebenquest, in der wir den Aufenthaltsort der Person aufdecken müssen, weil sie untergetaucht ist. Andere Entscheidungen gipfeln aber auch in deutlich bedeutenderen Ereignissen.
Fazit
„Ich bin zwar eher ein Fan des Mittelalters, statt der Antike, aber das römische Reich gehört spätestens seit Rome: Total War definitiv auch zu den wohl spannendsten historischen Zeiten und Kulturen, die wir auf dieser Welt je hatten. Dadurch fand ich den Titel auch sehr interessant und wollte ihn mir mal genauer angucken. Expeditions: Rome kann mit guten Dialogen und interessanter Story überzeugen. Das historische-RPG mit alternativer Rom-Zeitlinie verbindet historische Ereignisse und Persönlichkeiten sinnvoll mit künstlerischer Freiheit und erzählt eine packende Geschichte. Die können wir mit unseren Entscheidungen sogar entscheidend beeinflussen – und uns im Zweifel darüber ärgern. Auch die taktischen Kämpfe machen viel Spaß und es ist immer ein erhabenes Gefühl, wenn wir in Unterzahl gewinnen. Dafür sind die Schlachten unserer Legion im Vergleich leider ziemlich lahm geworden… Das kratzt letzten Endes ein wenig am Gesamtbild, aber tut dem Ganzen keinen Abbruch.„
Der PC-Key wurde uns freundlicherweise von THQ Nordic zur Verfügung gestellt!