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God of War Ragnarök im Test: Ein Meisterwerk

God of War Ragnarök setzt da an, wo der Vorgänger 2018 aufgehört hat und führt das exzellente neue Abenteuer von Kratos und Atreus fort.

Mit God of War aus 2018 wagten die Santa Monica Studios, die zu Sony gehören, einen Schritt, der das Potenzial hatte, nach hinten loszugehen. Immerhin wurde die Hauptfigur Kratos umgekrempelt und vom rachsüchtigen Gott des Krieges, der alles und jeden umbrachte, der sich ihm in den Weg stellte, zu einem Vater mit Problemen. Gleichzeitig wechselte das Setting vom antiken Griechenland und dessen Mythologie nach Norden, in die kalten Gefilde der nordischen Mythologie. Heute wissen wir, dass der gealterte Kratos, an dem der Zahn der Zeit genagt hat, besser denn je bei den Fans ankam. Kein Wunder also, dass wir bei God of War Ragnarök erneut in die Rolle des aschfahlen Geist Sparts schlüpfen und die Geschichte des Nordens zu Ende bringen. Doch kann der Nachfolger auch qualitativ am vorherigen Teil anknüpfen? Wir haben es für euch auf der PlayStation 5 getestet!

Lange nicht gesehen, alter Freund

Wie bereits aus dem 2018er-Ableger geht es vom Menü nahtlos ins Spiel über und wir sehen unseren Protagonisten Kratos in einer Höhle am Feuer sitzen, der sich den Beutel mit Fayes Asche ansieht. Er schwelgt in Erinnerungen und wir können ihm die Emotionen aus dem Gesicht ablesen. Kurze Zeit später taucht Atreus auf und wir begeben uns auf den Weg zurück zu unserer Hütte, die wir bereits aus dem Vorgänger kennen. Nach einem kurzen Ausflug in die Umgebung zu Tyrs Tempel, den wir ebenfalls schon kennen und starten dann langsam in das neue Abenteuer der beiden.

Mit den bereits bekannten Arealen nimmt uns das Spiel anfangs noch etwas an die Hand und führt uns langsam an das heran, was noch kommen mag. Denn die Spielwelt hat sich im Vergleich zum Vorgänger stark verändert – der Fimbulwinter hat Einzug gehalten. Dieser besondere Winter ist ein Zeichen dafür, dass Ragnarök beginnt – das Ende aller Götter. 

Auf in die Welten

Einnern wir uns an das Ende des 2018er-Ablegers, wissen wir, dass unser Sohn Atreus mit mehr Fragen als Antworten konfrontiert wurde, als wir die Asche von Kratos‘ Frau Faye verstreut haben. Nun strebt der Junge natürlich danach, Antworten und sein Schicksal zu finden. Auf dem Weg dahin, zieht es uns durch alle neun Welten, darunter Svartalfheim, die Welt der Zwerge, oder sogar Asgard selbst. Natürlich bereisen wir auch Welten, die wir schon kennen, wie das feurige Muspelheim oder die Welt der Alben in Alfheim.

Immer mit von der Partie ist das Zwergen-Duo bestehend aus dem groben Brok und dem Hygiene-Fanatiker Sindri, die sich nicht nur um unsere Ausrüstung kümmern und immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen, sondern uns auch noch gleich ein Heim bieten. Da Odin allerdings aus Angst vor Ragnarök das Reisen zwischen den Welten verhindert, müssen wir uns einen neuen Weg suchen, die Welten zu bereisen.

Yggdrasil als zentrales Element

Um möglichst spoilerfrei hier durchzugehen, verzichten wir darauf zu sehr ins Detail zu gehen. Da es aber noch für andere Aspekte wichtig ist, verraten wir an dieser Stelle, dass wir diese Reisen mithilfe des Weltenbaumes Yggdrasil vollziehen. So bereisen wir die Welten und können uns immer wieder in die offenen Areale der verschiedenen Schauplätze von God of War begeben. Dort erledigen wir wie schon im Vorgänger verschiedene Nebenaufgaben, suchen nach Truhen und bestreiten optionale Kämpfe.

Doch das ist noch lange nicht alles, es gibt auch noch einige Rätsel zu lösen, die uns dann wiederum in andere Bereiche lassen. Und dazu benötigen wir nicht nur Muskelkraft, sondern vor allem auch Grips. So müssen wir Wasser an den richtigen Stellen einfrieren, damit sich Wasserräder drehen und uns so neue Möglichkeiten ergeben, oder wir müssen mit dem Wasserdruck an anderen Stellen spielen. Wirklich herausfordernd sind die Rätsel allerdings nicht, sodass wir nicht lange, wenn überhaupt, daran hingen.

Neuer Zorn

Das ist aber auch vollkommen in Ordnung, immerhin handelt es sich bei unserem Protagonisten um Kratos, den Gott des Krieges, und nicht um Sherlock Holmes. Und damit kommen wir auch schon zum wichtigsten Aspekt des Spiels: dem Kampfsystem. Auch dies ähnelt dem Vorgänger, bringt aber von Haus aus neue Möglichkeiten mit sich. Statt bis zum Ende zu warten, können wir nun von Anfang an auch die Chaosklingen im Kampf einsetzen. Auf unseren Abenteuern finden wir zudem neue Runenangriffe, die wir benutzen können und mit Erfahrungspunkte schalten wir verschiedene Fähigkeiten und Angriffsbewegungen frei.

Das gilt auch für unseren Begleiter Atreus, der sich mit zunehmendem Spielfortschritt in seinen Kampfkünsten verbessert. Hinzukommt, dass der spartanische Zorn etwas überarbeitet wurde und wir uns jetzt für verschiedene Formen des Zorns entscheiden können. So können wir standardmäßig durchdrehen, um unseren Gegner in feinster Boxer-Manier auf die Kauleiste zu hauen, aber auch, um uns zu heilen oder einen besonders starken Angriff mit einer Waffe ausführen können.

Mehr Schilde, mehr Möglichkeiten

Doch nicht nur die Möglichkeiten des Zorns wurden überarbeitet, sondern auch die des Schildes. In God of War Ragnarök schleppt Kratos gleich mehrere Schilde mit sich herum, die verschiedene Vorteile bieten. Eines davon ist beispielsweise besonders gut zum Parieren gedacht, während andere mehr Schaden blocken können. Außerdem sind wir dank der Chaosklingen indessen auch deutlich wendiger im Kampf unterwegs und können uns an bestimmten Stellen mit den Klingen hochziehen oder schnell die Seiten wechseln.

Dabei fügen sich diese Neuerungen gut in das bekannte Kampfsystem ein, das sich keineswegs hinter anderen Actionspielen verstecken muss. Die Angriffe und dadurch auch die Kämpfe selbst fühlen sich überaus wuchtig an und hinter jedem Hieb steckt eine Menge Kraft – so, wie es sich für Kratos gehört. Als Helferlein haben wir selbstverständlich Atreus dabei, der die Gegner festhalten und ablenken kann, sodass wir auch bei mehreren Feinden stets die Oberhand behalten können. Sollten wir einmal aus einem toten Winkel angegriffen werden, warnen uns entweder Atreus oder Mimir, der an unserem Gesäß hängt, davor.

Erzähl mehr!

Haben wir gerade einmal keinen Kampf vor uns, bewegen wir uns in den freien Arealen der Welten. Entweder auf der Suche nach dem nächsten Kampf oder dem nächsten Sammelgegenstand. Doch damit hier kein Leerlauf entsteht, haben wir immer jemanden dabei, mit dem wir uns entweder unterhalten können, oder der uns Geschichten erzählt. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um den sprechenden Kopf von Mimir, der uns wie bereits im Vorgänger mit interessanten Geschichten zur nordischen Mythologie versorgt oder Anekdoten hat, die er zum Besten gibt.

Sollten während eines Gesprächs aber wichtigere Dinge anstehen, werden die Dialoge nicht einfach nur unterbrochen und wir können sie uns nie wieder anhören, sondern es wird mit einem eleganten Kommentar darauf hingewiesen, dass gerade nicht der beste Moment für solch ein Gespräch ist. Im Anschluss knüpfen die Charaktere selbst wieder an den Punkten an, an denen sie unterbrochen wurden. So verpassen wir auch keinen dieser grandiosen Dialoge und Hintergrundinformationen zur Welt!

Atreus im Fokus

Wie bereits angesprochen, ist Atreus auf der Suche nach Antworten. Doch sein Vater ist nicht immer damit einverstanden, dass der Bub die Suche danach als wichtigste Priorität ansieht und sich damit vielleicht auch in Gefahr begibt. Kein Wunder also, dass er sich in einigen Abschnitten seinem mürrischen Vater entzieht und alleine auf Entdeckungstour geht. Und was macht Kratos in der Zwischenzeit? Das wissen wir nicht so genau, da wir in die Rolle von Atreus schlüpfen und mit ihm durch die Gegend ziehen. Ausgerüstet mit Pfeil und Bogen, aber auch einigen Nahkampfattacken schlagen wir uns also durch ankommende Gegnergruppen.

Dabei fühlen sich seine Angriffe weniger wuchtig an – kein Wunder, immerhin ist er ein eher schmächtiger Charakter, dafür aber umso agiler. Mit Atreus tanzen wir förmlich um die Gegner herum, gewinnen Distanz und lassen Pfeile auf sie herabregnen. Kommen die doch einmal zu nahe, zimmern wir ihnen mit dem Bogen eine rein. Diese regelmäßigen Wechsel der Charaktere kommen sehr gelegen und sorgen für ordentlich Abwechslung.

Rüstungen und Waffen

Für ordentlich Abwechslung sorgen auch die zahlreichen Gegnertypen, die uns über das Spiel hinweg begegnen. So treffen wir zwar auch auf bereits bekannte Arten, aber auch auf viele neue, mit denen wir so auch nicht gerechnet hätten. Dazu gehören unter anderem auch Wyvern, die mit Blitz-Angriffen um sich schießen und uns das Leben schwer machen. Oder große Bestien mit Hörnern, die in eine Art Raserei verfallen und uns mächtig Schaden zufügen können.

Damit wir diesen auch standhalten können, können wir auf viele verschiedene Rüstungsteile zurückgreifen, von denen alle verschiedene Boni und Werte mit sich bringen. Dabei müssen wir aber nicht ständig wechseln, wenn wir neue Sachen finden. Haben wir einen Favoriten schon früh im Spiel gefunden, können wir diesen einfach weiter verbessern und so auch weiter nutzen. Auch die Griffe der Waffen können wir so mit in Richtung Ende des Spiels ziehen, ohne ständig einen neuen nutzen zu müssen.

Von Angrboda zu Ratatöskr

Während unserer Reise durch die nordische Mythologie treffen wir natürlich auch immer wieder auf Charaktere, die wir so noch nicht kannten oder die nur eine untergeordnete Rolle spielen. Diese werden aber ebenso sinnvoll in die Geschichte eingebunden und gleichzeitig sehr gut in Szene gesetzt, wie die Hauptcharaktere. Da wäre beispielsweise die Riesin Angrboda, die wir bereits vom Ende des Story-Trailers aus 2021 kennen. Diese hat in der Mythologie ein besonderes Verhältnis zu Loki und im Spiel erleben wir eine ganze Episode in ihrer Welt, die auch noch wunderbar umgesetzt wurde.

Außerdem wäre da noch das Eichhörnchen des Weltenbaums, Ratatöskr, das nicht einfach nur eine kleine Nebenrolle einnimmt, sondern auf eine lustige Art und Weise ins Spiel eingebunden ist. So bekommen wir nicht nur Samen für den Weltenbaum von ihm, sondern können auch Gespräche mit ihm führen, und so mehr über Yggdrasil und ihn selbst erfahren, sondern erfüllen auch Aufgaben für ihn und seine Persönlichkeiten. Es gibt natürlich noch einige weitere Sagenwesen, die einen Auftritt haben, die allesamt mit solch einer Detailverliebtheit auftreten.

Nebenaufgaben & Optik

Welche Aufgaben das Eichhörnchen verteilt, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Dafür können wir aber über andere Nebenaufgaben reden. Davon gibt es nämlich solche, die wir bereits aus dem Vorgänger von God of War Ragnarök kennen, aber auch neue. Zu den bereits bekannten zählt beispielsweise die Jagd auf Raben vom Allvater, die sich mal wieder quer über den Großteil der neun Welten verteilen. Eine Mixtur aus bereits bekanntem und neuem stellen die optionalen Bosskämpfe dar. Doch statt Walküren begeben wir uns in Ragnarök in Kämpfe mit anderen Wesen. Komplett neu hingegen ist beispielsweise die Aufgabe ein Liebesrezept zu vervollständigen, dessen Ingredienzen ebenfalls in den neun Welten zu finden.

Was wir nicht in den Welten suchen müssen, ist die optische Grafikpracht von God of War. Denn wieder einmal überzeugen die Santa Monica Studios mit Qualität. Neben der fantastischen Geschichte und dessen Umsetzung ist auch die Technik mehr als sauber. Bei unserem Test hatten wir keinerlei technische Schwierigkeiten, keine (grafischen) Fehler und keine Texturen, die sich in der Ferne aufgebaut haben. Doch nicht nur die Welten sehen fantastisch aus, sondern auch die Charaktere haben noch mehr Details bekommen und die Rüstungen sehen wuchtig, und sehr gut aus!

Performance- & Qualitäts-Modus

Wer eine 4K-Auflösung bevorzugt und mit 30 Bildern pro Sekunde leben kann, der wählt den Qualitätsmodus und kann dann hier und da sogar noch mehr feine Details erspähen. Wenn euch die Bildrate wichtiger als die Optik ist, könnt ihr euch auch für den Performance-Modus entscheiden. Dieser stellt das Bild in Full HD, also 1080p, aber dafür auch in 60 Bildern pro Sekunde dar. Damit bekommt ihr durchgehend ein flüssiges Spielerlebnis. Als Alternative bietet das Spiel noch für Nutzer von HDMI 2.1 einen Modus dazwischen an. Dann könnt ihr in 4K-Auflösung bei 40 FPS spielen!

Auch der Ton reiht sich bei God of War Ragnarök in die Riege „fantastisch“ ein. Schläge mit der Leviathan-Axt oder den Chaosklingen sind wuchtig und metallen, der Schnee knirscht unter unseren kräftigen Füßen und der Wind pfeift uns angenehm um die Ohren. Außerdem ist auch der Soundtrack von Bear McCreary episch und passt perfekt zu jeder Situation im Spiel, egal ob actionreiche Sequenz oder ruhig und nachdenklich. Hinzukommt eine ebenso fantastische Synchronisation von Tobias Brecklinghaus, der den Kratos mimt sowie den anderen Synchronsprecher:innen, die die deutsche Vertonung so perfekt machen. Für uns ist die deutsche sogar noch einen Tick über der englischen Sprachausgabe!

Fazit

God of War Ragnarök ist das Meisterwerk geworden, das ich mir erhofft hatte – und sogar noch mehr. Es führt die sowieso schon grandiose Geschichte des 2018er-Ablegers fort und setzt mit der Liebe zum Detail sogar noch einen drauf. Atreus und Kratos haben sich, auch im Verlauf der Geschichte, sinnvoll und spürbar weiterentwickelt, die neuen Charaktere sind wunderbar inszeniert und eingebunden und auch spielerisch lässt der Titel nichts zu wünschen übrig. Auch die Details der Charaktere und der Welt sind nochmal mehr ausgeprägt und für mich ist die deutsche Synchronisation die beste, die ich bisher gehört habe. Rundum perfekt.

Der PS5-Review-Key wurde uns freundlicherweise von Sony Interactive Entertainment Europe zur Verfügung gestellt.

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