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Dragon’s Dogma 2 im Test: Viele Stärken, aber auch Schwächen

Das lang erwartete Sequel Dragon’s Dogma 2 ist da – wir haben es uns angeschaut und unsere Meinung erfahrt ihr im Test!

Dragon’s Dogma 2 orientiert sich stark am Vorgänger, der vor rund zehn Jahren erschien. Damals schon konnte das Action-RPG viele Leute für sich gewinnen, aber musste sich auch Kritik gefallen lassen. Beispielsweise die ungewöhnliche Steuerung fand nicht immer positiven Anklang – und natürlich die teilweise langen Ladezeiten. Bei der Steuerung hat sich auch beim Sequel nicht viel geändert – auch dort wirkt sie nach wie vor ungewöhnlich. Dennoch kamen wir schnell rein. Reine Gewöhnungssache also. Ob der Nachfolger sich in anderen Kategorien beweisen kann? Wir haben es für euch herausgefunden!

Nachts ist es gefährlicher als draußen!

Dragon’s Dogma 2 katapultiert uns in eine düstere Fantasy-Welt, in der viele Gebiete gibt, die die meisten „normalen“ Menschen eher meiden, während sich Vasallen und Erweckte beweisen wollen und es auch mit größeren Gefahren aufnehmen. Trotz dessen, dass wir viel erkundet haben und jede Aufgabe, die wir gefunden, erledigt haben, gibt es doch einige Sachen, die wir in 30 bis 50 Stunden Spielzeit nicht entdeckt haben. Es stecken also dennoch einige Geheimnisse im Spiel, die nicht alle beim ersten Durchlauf entdeckt werden können. Dennoch macht es besonders am Anfang viel Spaß, durch die Wälder, Felsen-Landschaften und Wüsten zu streifen, immer auf der Suche nach dem nächsten „Kick“.

In den verschiedenen Gebieten begegnen wir immer Kreaturen oder Räubern, die uns zu ihrem nächsten Mahl machen, beziehungsweise ausnehmen wollen. Besonders nachts müssen wir auf der Hut sein, denn dann kommen mehrere Faktoren zusammen, die ein Überleben erschweren. Nicht nur, dass wir wirklich wenig mit bloßem Auge sehen können, sondern auch der Fakt, dass nachts gefährlichere Gegner zu finden sind. Besonders müssen wir aufpassen, wenn ein Rudel Wölfe in der Nähe ist. Diese Vierbeiner können uns oder unsere Gefährten nämlich packen und vom Rest der Gruppe trennen – dadurch sinkt die Überlebenschance natürlich um ein Vielfaches.

Mit Vasallen durch die Nacht

Doch widmen wir uns erst einmal der Geschichte des Titels, die Fans des Franchises durchaus bekannt vorkommen könnte. Nachdem wir unseren Charakter via Editor erstellt haben – bei dem wir übrigens zwischen zwei Rassen wählen dürfen – geht’s in die virtuelle Welt. Ein roter Drache taucht auf. In Dragon’s Dogma bedeutet dies, dass der Vorbote der Apokalypse auf den Plan tritt. Wie selbstverständlich treten wir diesem entgegen … bis er uns das Herz aus der Brust reißt und uns so zwangsläufig definitionsgemäß zum Erweckten macht. Der Prophezeiung nach sind wir es, die diesem Drachen in Zukunft den Kopf abschlagen.

Doch mit dem fehlenden Herz haben wir nicht nur eine Bürde aufgebrummt bekommen, sondern bekommen auch ein Privileg. Denn wir dürfen mit der Vasallenlegion zusammenarbeiten. Wenn wir es nüchtern betrachten, sind dies einfach „Sklaven“, die in unserem Dienst für uns handeln. Wenn wir etwas Netter sein wollen, sagen wir, dass es sich hierbei um NPC-Begleiter handelt, die entweder von Capcom oder von Spieler:innen auf der ganzen Welt erstellt wurden. Zusätzlich dürfen wir uns auch einen Hauptvasallen erstellen, der uns das ganze Spiel über begleitet und auflevelt. Die anderen haben ein festes Level und werden laufend an bestimmten Orten ausgetauscht. Mit diesen ziehen wir durch die gefährliche Welt und stellen uns jeglichen Gefahren. Mal besser, mal schlechter.

Zwei Erweckte? Nein, doch, oh!

Normalerweise sind wir als Erweckter in einer privilegierten Position und werden von vielen in der Welt fast schon als Heiliger angesehen. Allerdings gibt es ein Problem, denn schnell erfahren wir, dass in Vernworth, der Hauptstadt der Menschen, bereits ein Erweckter auf dem Thron Platz genommen hat. Das ist deshalb ein Problem, da es immer nur einen Erweckten gibt. Damit wir uns keine Zielscheibe auf den Rücken binden, agieren wir fortan erst einmal unter dem Radar und offenbaren uns nur wenigen Auserwählten, um nicht aufzufliegen. Durch die Inszenierung und englischen Vertonung ist das auch halbwegs spannend umgesetzt, allerdings bauen wir keine wirkliche Verbindung zu den Charakteren auf.

Das liegt unter daran, dass unser Protagonist stumm ist und keine wirkliche Entscheidungsgewalt hat. Wir folgen einem festen Erzählstrang, der nur hier und dort kurzzeitig aufgeweicht wird. Gerade ab der zweiten Hälfte verliert sich die Geschichte etwas und wir haben zunehmend das Gefühl nicht mehr zu wissen, warum wir eigentlich diese Dinge tun. Damit kommen wir auch schon direkt auf die Quests zu sprechen, denen wir laufend im Spiel begegnen. Diese sind gleichzeitig eine große Stärke und eine große Schwäche.

Vor- und Nachteil

Fangen wir mit den positiven Aspekten an. Es ist unfassbar erfrischend, dass wir nur wenig an die Hand genommen werden, wenn es um Aufgaben geht. Oftmals bekommen wir lediglich ein paar Indizien geliefert, denen wir dann eigenständig nachgehen müssen. Markierungen auf der Karte sind, wenn es sie gibt, nur selten präzise und oftmals nur ein Hinweis. An einigen Stellen müssen wir anhand des Kontexts auf den richtigen Ort und die „richtige“ Lösung kommen. Beispielsweise gibt es eine Quest, in der ein Junge entführt wird. Erst durch Gespräche mit anderen Anwohner:innen und Wachen der Stadt erfahren wir einen möglichen Aufenthaltsort. Gehen wir diesem nach, landen wir an einem passenden Ort, der allerdings noch nicht der richtige ist. Stattdessen begegnet uns hier ein Lich, der uns gut aufmischt. Also geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt und auf die Suche nach einem alternativen Ort. Nach einiger Zeit haben wir diesen dann auch gefunden  – und das ohne Markierung! Das bringt erfrischenden Wind in die sonst so vollgepackten „Abklapper-Karten“ von Spielen.

Allerdings gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. So gut wie jede Quest verlangt von uns, dass wir quer durch die Welt reisen. Auch das ist anfangs noch irgendwie motivierend, da wir nicht viel über die Spielwelt in Dragon’s Dogma 2 wissen. Allerdings sind die Schnellreisemöglichkeiten begrenzt, die Straßen sind laufend voller Gefahren und die Strecken teilweise echt lang. Zwar gibt es an bestimmten Orten Ochsenkarren, die uns gegen einen kleinen Obulus transportieren, aber diese fahren nur einmal täglich. Und sie können unterwegs von Monstern oder Räubern angegriffen werden. Ansonsten gibt es noch Reisesteine, mit denen wir uns „teleportieren“ können, aber nur an festgelegte Orte UND diese Steine sind selten. Wenn wir sie nicht gerade mit Echtgeld kaufen wollen.

Vasallen und Klassenvielfalt

Was Dragon’s Dogma 2 wirklich großartig macht, sind die actiongeladenen Kämpfe, die durchaus knackig ausfallen können. Unüberlegtes Knüppeln oder blindes Vorpreschen führen nur in den seltensten Fällen zum Erfolg. Stattdessen ist es sinnvoller, als Gruppe mit den eigenen Vasallen zu agieren und Stärken auszuspielen und Schwächen auszunutzen. Gegner aus dem Gleichgewicht bringen, Flügel in Brand stecken und gezielt auf Schwachpunkte zu zielen sind hier die Wege zum Sieg. Auch die Gegner handeln sehr überlegt und gnadenlos. Nicht selten passiert es, dass Feinde versuchen, sich uns von hinten zu nähern, uns ebenfalls aus dem Gleichgewicht zu bringen oder einfach mit allem, was sie haben, draufhauen.

Besonders unsere Vasallen sind in solchen Momenten gefragt, denn diese können uns schneller wieder auf die Beine holen, als wir alleine. Auch können sie unsere Ausdauer schnell wieder etwas auffüllen, wenn wir Gefahr gehen, deshalb fokussiert zu werden. Dank der guten KI können wir aber nicht nur passiv von ihnen profitieren, sondern sie beteiligen sich auch im Kampf sehr sinnvoll, heften sich an die Gegner, holen fliegende aus der Luft und sind generell nicht nur „nettes Beiwerk“, wie das sonst so der Fall ist. Wenn wir des Kampfes müde sind, können wir auch einfach zuschauen, wie sich unsere Vasallen mit verschiedenen Gegnern messen und diese weghauen. Von Vorteil sind da auch die Fähigkeiten, mit denen wir uns und unsere Begleiter ausrüsten können, die jeweils passend zu ihrer Laufbahn sind. Dazu gehören natürlich Standard-Klassen wie Bogenschütze, Magier oder Krieger, aber auch exotischere wie der Illusionist oder die Mystische Klinge.

It’s under 30!

Dabei fällt uns immer wieder die beeindruckende Präsentation auf, bei der vor allem der Detailgrad von Monstern und Umgebung hervorsticht. Die RE-Engine lässt hier ihre Muskeln spielen und trumpft mit schönen Effekten auf. Zu einem Preis. Denn Dragon’s Dogma 2 erreicht maximal 30 FPS, vor allem auf den Konsolen. Doch in manchen Bereichen werden auch die nicht ganz erreicht, was besonders in großen Städten zu einem ruckelnden Bild führt und so der Immersion schadet. Es wird dadurch zwar nicht unspielbar, aber ein „flüssiges“ Erlebnis sieht anders aus.

Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass wir nur einen einzigen Spielstand haben, der auch ständig überschrieben wird. Begegnen wir einem Fehler, der eine Quest unlösbar macht, oder verzetteln wir uns, haben wir einfach Pech gehabt. Außerdem gibt uns das Spiel beim virtuellen Ableben die Möglichkeit beim letzten Gasthaus neuzustarten. Hiermit ist jedoch nicht gemeint, dass wir im letzten Gasthaus spawnen, das wir zuletzt besucht haben, sondern in dem wir auch aktiv übernachtet haben. Dadurch kann schnell stundenlanger Fortschritt verloren gehen. Also Achtung!

Mikrotransaktionen

Zur Veröffentlichung des Titels wurden auch verschiedene Mikrotransaktionen freigeschaltet, die für den Einsatz von Echtgeld verschiedene Ingame-Gegenstände zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich um Zeitersparnisse. So lassen sich Zielkristalle für die Schnellreise kaufen, Riftkristalle für das Anheuern von Vasallen oder Lazarussteine für das Wiederbeleben von Charakteren. Alle diese Items und Optionen lassen sich allerdings auch im Spiel finden und freischalten.

Fazit

Dragon’s Dogma 2 ist ein sehr schönes Action-RPG das vieles richtig macht, aber nicht aus seiner eigenen Vergangenheit gelernt hat. An vielen Stellen hätte ich mir mehr Quality-of-Life-Verbesserungen gewünscht, die das Erlebnis verbessern. Positiv hingegen sind die größere und detailreichere Welt im Vergleich zum Vorgänger, die nur an zu oft genutzten Backtracking-Zwängen scheitert. Die Kämpfe, die Vasallen und Quests machen vieles, wenn auch nicht alles, richtig. Gerade die Performance ist wohl einer der größten Kritikpunkte, die es gibt – neben den Mikrotransaktionen. Insgesamt ist Dragon’s Dogma 2 allerdings ein würdiger Nachfolger der nicht nur Fans zufriedenstellt.

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