Im Comic God of War: Fallen God zieht der aus den Spielen bekannte Protagonist Kratos umher und wird von seiner Vergangenheit verfolgt.
Das God of War-Franchise besteht nun schon seit über 17 Jahren und umfasst acht Spiele. Besonders die ersten sieben sind jedoch die, die das Franchise etabliert haben. Mit Kratos, dem Geist Spartas, im Mittelpunkt, der auf seinem blutigen Rachefeldzug nahezu den gesamten Olymp in Griechenland auslöscht. Die Reihe stand bis 2018 vor allem für eines: explizite Gewalt und Blut. Kratos ließ sich nur von seiner Wut leiten und brachte sogar seinen Vater um. Seitdem legte er jedoch eine verblüffende Verwandlung hin und versucht seitdem seiner blutgetränkten Vergangenheit zu entkommen. Den ersten Schritt dazu vollführt er im Comic „Fallen God“, wo er sich auf eine Reise begibt und dabei versucht seiner Vergangenheit zu entkommen. Wie sich seine Reise gestaltet, verraten wir euch in dieser Review.
Der Comic „God of War: Fallen God“ ist bei Cross Cult sowohl im Soft- als auch im Hardcover erschienen und kostet 15 beziehungsweise 30 Euro. Alternativ gibt es die Softcover- und Hardcover-Version aber auch im Paninishop. (Partnerlinks)
Lang und mühsam
Mit dem Comic „Fallen God“ möchte der Autor Chris Roberson, der vorher Geschichten für Hellboy und iZombie geschrieben hat, eine schwierige Aufgabe übernehmen. Nämlich auf 112 Seiten eine Brücke zwischen den ersten sieben Ablegern der Spiele und dem achten schlagen. Denn der neueste Teil aus 2018 rückte den Kriegsgott in ein anderes Licht. Nicht nur, dass er von Griechenland nach Norwegen zog, sondern auch die Veränderung der Mythologie. So gibt es keine griechischen Götter mehr, die Kratos windelweich prügeln kann, sondern nun widmet er sich der nordischen Mythologie. Außerdem ist der bärtige Gott indessen zum verwitweten Vater geworden, ließ sich einen massiven Bart wachsen und baute sich ein neues Leben auf, das im Vergleich zu früher kontrastreicher nicht sein könnte.
Doch der Weg dorthin war lang und mühsam. Ihr müsst kein Geografie-Experte sein, um zu wissen, dass es kein Katzensprung vom im Süden Europas befindlichen Griechenland zum nördlich gelegenen Norwegen ist. Und genau das findet Kratos auch in diesem Comic heraus. Er macht sich auf die Flucht.
Flucht vor der Vergangenheit
Die Flucht vor der Vergangenheit gestaltet sich allerdings schwieriger, als Kratos es sich vorgestellt hat. Denn er wird ständig von den Klingen verfolgt, die er lange Zeit an seinen Armen angekettet trug: die Chaosklingen. Sie suchen ihn ständig heim, selbst wenn er sie in die Ferne wirft, sind sie immer wieder da, sobald er die Augen zum Ausruhen schließt. Diese Klingen bekam er einst vom ursprünglichen Kriegsgott Ares im Gegenzug für seine Treue geschenkt. Und sie nehmen in dieser Ausgabe die zentrale Rolle ein. Sie zeigen, wie töricht es ist, zu versuchen, der eigenen Vergangenheit zu entkommen.
Selbst für den Gott des Krieges gestaltet sich das schwieriger als gedacht. Die Vergangenheit ist unerbittlich und verfolgt uns, egal wohin wir versuchen zu gehen. Sie ist ein Teil von uns. Vor allem dann, wenn sie traumatisch oder schmerzhaft ist, wird es schwieriger, sie loszuwerden. Die Chaosklingen erinnern Kratos ständig daran, was er durchlebt und gemacht hat, und, dass sie immer wieder zu ihm zurückkehren, macht es nicht besser für ihn. Im Gegenteil.
Akzeptiere dein Schicksal!
Dennoch versucht er es immer wieder, die scheinbar verfluchten Klingen loszuwerden oder sogar zu zerstören. Trotzdem finden sie immer wieder einen Weg, zu ihm zurückzukehren. Das löst jedes Mal tiefe Verzweiflung und Wut in ihm aus. Diese Gefühle geben uns eine gute Vorahnung darauf, was im 2018er-Ableger von God of War auf uns wartet, wenn Atreus herausfindet, dass er ein Gott ist. Und, dass der bärtige Grieche seinen Vater aus seinem Zorn heraus getötet hat. Mit und mit lernt er, dass es nicht möglich ist, sich vor seiner Vergangenheit zu verstecken. Doch in „Fallen God“ hat er diese Lektion noch nicht gelernt.
Wobei bereits eine erste Tendenz zu sehen ist. Zwar sträubt sich der Protagonist noch ziemlich davor, zu akzeptieren, wer er ist und was er getan hat, aber mit und mit sein Schicksal zu akzeptieren scheint. Er bewegt sich durch verschiedene Landschaften, möchte nur in Ruhe gelassen werden und seine Klingen loszuwerden. Doch Schritt für Schritt nähert er sich dem an, was er im Videospiel schafft.
Wenig Action
Zeichner Tony Parker gelingt es, die verschiedenen Landschaften gut zu inszenieren und darzustellen, wie bedrückend sich Kratos fühlen muss. Allerdings gibt es wenige Action-Sequenzen, die manche God of War-Fans vielleicht erwarten, aber nicht bekommen. Lassen wir uns aber darauf ein, dass es hier nicht um einen typischen Franchise-Ableger geht, sondern um eine Geschichte, die verschiedene Stränge miteinander verbinden und zeigen soll, wie der Kriegsgott sich fühlt, dann ist das kein Problem.
Auch ohne die Spiele gespielt zu haben, lässt sich der Comic durchaus verstehen. Dafür fehlen einem dann aber auch verschiedene Hintergrundinformationen, beispielsweise wieso sich Kratos mit Athene unterhält, warum er die Chaosklingen hat und wieso genau er vor ihnen zu fliehen versucht. Dennoch ist die Geschichte von Chris Roberson gut gelungen und von Tony Parker passend untermalt.
Fazit
„Insgesamt ist „Fallen God“ ein schönes Bindeglied zwischen dem dritten Hauptteil und dem Reboot von 2018, auch wenn es bei weitem noch nicht alles erzählt, was in dieser Zeit passiert ist. Es ist ein Anfang, ein kleiner Auszug dessen, was Kratos alles erlebt hat. Die Geschichte des Comics fügt sich sinnvoll in das Franchise ein und vermittelt die Gefühlswelt, in der sich der Kriegsgott befindet, sehr gut. All diese schrecklichen Dinge, die er getan hat, getrieben von Wut und dem Wunsch nach Rache, auf der Suche nach sich selbst. Man versteht, mit Vorwissen, auf jeden Fall, warum er davonlaufen möchte. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen und kann den Comic gerade an God of War-Fans nur empfehlen!„
Das Rezensionsexemplar wurde uns freundlicherweise von Cross Cult zur Verfügung gestellt.