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Mount & Blade 2: Bannerlord im Test

Nach einer halben Ewigkeit seit Ankündigung und zwei Jahren Early Access ist Mount & Blade 2: Bannerlord offiziell erschienen!

Mount & Blade 2: Bannerlord entspringt der Feder des türkischen Entwicklerstudios TaleWorlds Entertainment und bietet uns die Möglichkeit, eine Vielzahl an „mittelalterlichen Träumen“ zu erfüllen. Das reicht vom rein friedlichen Händler, bis hin zum Dasein eines tyrannischen Königs, der alle unterjocht. Doch bis es im Oktober des letzten Jahres so weit war, hatte der Titel einen langen Weg hinter sich. Schon vor gut zehn Jahren wurde er angekündigt und durchlief, bis zur finalen Veröffentlichung, etwa zwei Jahre den Early Access. Hat sich all die Zeit denn auch gelohnt, oder merken wir dem Spiel die lange Zeit an? Wir verraten es euch!

Viel Spielraum

Inhaltlich stell Mount & Blade 2 ein Prequel zum Vorgänger dar, wodurch die Geschichte im zweiten Teil auch nicht sonderlich auserzählt wird, sondern nur eine lose Rahmenbedingung gestrickt wird. Grundsätzlich geht es darum, dass das fiktive Imperium von Calradia zu zerfallen droht. Sogleich melden mehrere potenzielle Nachfolger Interesse an einer Übernahme des herrschenden Postens an. Und wie das nun mal so ist, wenn mehrere Kandidaten um die Übernahme einer Machtposition streiten, gibt es Krieg. Drei verschiedene Fraktionen ringen also darum, die Nachfolge des Imperiums anzutreten. 

Und das ist im Prinzip auch schon alles, was wir von der Geschichte zur Rahmenbedingung des Spiels bekommen. Was für einige vielleicht jetzt nach einem großen Manko klingt, ist am Ende aber nur ein Mittel zum Zweck, das uns viel Freiheit beschert. Denn so können wir uns, wie eingangs beschrieben, frei entscheiden, wie wir vorgehen wollen. Doch vorher erstellen wir unseren eigenen Charakter, den wir basierend auf diversen Faktoren zusammenstellen.

Charaktererstellung

So wählen wir zunächst aus einer der insgesamt sechs verfügbaren Kulturen aus, von denen jede natürlich ihre eigene Hintergrundgeschichte und dementsprechend auch einen eigenen Bonus hat. Die Wahl des Bonus legt schon einmal den Grundstein für das weitere Vorgehen in Mount & Blade 2. Denn als friedlicher Händler brauchen wir eben andere Boni, denn als Heer führender Imperator. Beispielsweise können so die Einheiten der eigenen Truppe mehr Erfahrungspunkte nach Schlachten erhalten, oder den Handelsmalus verringern.

Außerdem besitzen die verschiedenen Kulturen auch diverse Spezialisierungen von Waffen. Während Battanians vor allem für ihren Umgang mit Äxten und Zweihändern bekannt sind, setzen die Khuzaits auf berittene Einheiten mit Pfeil und Bogen. Haben wir uns für eine Kultur entschieden, widmen wir uns der Optik unseres Charakters, wie Frisur, Haarfarbe und andere Details. Im Anschluss verteilen wir noch Punkte auf sechs unterschiedliche Grundwerte. Alternativ können wir auch einfach eine Familienherkunft wählen, die Grundwerte vorgibt.

Erste Schritte

Um beim klassischen Beispiel des Händlers und Kriegers zu bleiben, hat eine Händlerfamilie selbstverständlich viele soziale Fähigkeiten, da für sie die Interaktion mit den Leuten wichtig ist. Andererseits können sie dafür nicht unbedingt gut mit Waffen umgehen. Bei Kriegern ist das natürlich das komplette Gegenteil, diese können gut mit Waffen umgehen, sind in Bezug aufs Soziale aber eher … weniger versiert. Die letzten Schritte bestehen dann noch weitere Wahlmöglichkeiten, in denen wir die Kindheit, Jugend und das junge Erwachsenenalter unseres Charakters definieren können. Auch hier gibt es wieder die Möglichkeit, aus sechs Voreinstellungen zu wählen. So definieren wir unseren Talentbaum.

Ist der Charakter einmal erstellt, finden wir uns im Startdorf wieder und machen unsere ersten Erfahrungen mit Waffen und Pferden. Anfangs sind die Reitversuche natürlich noch etwas holprig, doch gerade den Umfang mit dem Pferd sollten wir bis zum Exitus üben. Immerhin wird uns das Pferd durch den größten Teil des Spiels begleiten. Zudem sollte der Umgang mit der bzw. den bevorzugten Waffenarten geübt werden, da Waffen unser Überleben sichern.

Mühsam ernährt sich der Krieger

Anfangs müssen wir uns aber noch mit weniger spannenden Aufgaben rumschlagen. Also erfüllen wir Aufträge, um in der Gunst der Anwohner zu steigen, machen erste Erfahrungen, was den Handel betrifft, heuern wenig erfahrene Söldnertruppen an und schlagen kleine Schlachten. Die wirklich wichtigen und großen Schlachten kommen – natürlich – erst später. Mit den Fortschritten, die wir machen, kommen wir alsbald dazu unseren eigenen Clan zu gründen und so beginnt der Aufbau unserer eigenen kleinen oder großen Dynastie.

Auf unserem Weg können wir verschiedene Begleiter für unseren Clan anheuern und auch eine Frau beziehungsweise einen Mann finden, die oder den wir auch in Berufen einsetzen können. Ist unser Partner beispielsweise stark in sozialen Bereichen, wir aber nicht, können wir ihn oder sie als Händler/in einsetzen, oder als Statthalter/in eines unserer eigenen Dörfer oder Städte. Die Möglichkeiten sind noch weitaus vielfältiger und es gilt, sich erst einmal vertraut mit den ganzen Möglichkeiten zu machen. 

Dörfer und Kämpfe

Denn uns eröffnet sich eine riesige und weitläufige Spielwelt, die mit Optionen und Möglichkeiten nur so vor sich strotzt. Betreten wir ein Dorf, wechselt die Ansicht in die First- oder Third-Person. Dort können wir mit den Einwohnern sprechen, handeln, oder eben auch neue Mitstreiter gewinnen. Alternativ können wir das Ganze aber auch per Text-UI machen und uns durch die Menüs und Dialoge klicken. Doch das wohl Wichtigste sind die Kämpfe, die uns, vermutlich, alle ständig und überall begegnen werden.

Treffen also zwei verfeindete Armeen aufeinander, kommt es zur Schlacht, die in einer eigenen Karte ausgetragen werden. Ähnlich wie bei Pokémon-Spielen, bei denen Kämpfe nicht auf der Weltkarte ausgetragen werden, sondern in eigenen „Arenen“. Wir gehen dabei mit unserem Hauptcharakter stets als General in die Schlachten und haben die Befehlsgewalt über unsere Truppen. Wir können sie in verschiedene Gruppen einteilen und einzeln befehlen, oder allen Truppen gleichzeitig denselben Befehl geben. 

Taktik!

Wir können uns dabei selbst entscheiden, ob wir nur die Befehle geben und ansonsten zuschauen wollen, oder selbst die Waffe unserer Wahl in die Hand nehmen und mit unseren Truppen Seite an Seite kämpfen. Egal für welchen Weg wir uns entscheiden, sollten wir immer im Hinterkopf haben, dass manche Truppengattungen stärker oder schwächer gegen andere sind. Demnach ergibt es wenig Sinn, unsere Reiter-Brigaden gegen Speerkämpfer ins Rennen zu schicken. Am Ende siegt, wer die bessere Taktik – oder die Übermacht hat.

Zwar ist die KI nicht die klügste, dennoch kann sie uns, vor allem in großen Schlachten, vor Probleme stellen, wenn wir einen gegnerischen Trupp übersehen und er sich plötzlich in unserer Bogenschützen-Linie wiederfindet. Es ist also weder viel zu schwer, noch viel zu einfach. Gewinnen wir eine Schlacht, bekommen wir Beute, die wir mitnehmen können, aber auch Überlebende, die wir als Sklaven mitführen. Je länger sich diese in unserer Gefolgschaft aufhalten, desto eher schließen sie sich uns an. Andernfalls können wir diese auch in Städten als Sklaven verkaufen und so Geld für diese bekommen.

Sold & Verpflegung

So verlockend es in Mount & Blade 2 auch ist, die eigene Armee immer wieder mit weiteren Streitkräften zu versorgen, ist es wichtiger, diese auch versorgen zu können. Denn die Soldaten stehen nicht nur aus „Spaß an der Freude“ an unserer Seite, oder, weil sie uns so gerne mögen, sondern weil wir sie versorgen und bezahlen. Demnach können wir also nicht einfach direkt die größte Armee der Welt aufstellen, sondern müssen erst einmal dafür sorgen, dass wir Geld verdienen und genügend Rohstoffe zur Verfügung haben. Erst dann können wir die Mannstärke erhöhen, oder bessere Soldaten rekrutieren.

Ab welchem Punkt wir unseren Durchlauf für „beendet“ erklären, bestimmen wir selbst. Wollen wir die Hauptaufgaben erledigen? Wollen wir einfach nur eine stabile Dynastie etablieren oder eine Burg erobern? Es liegt alles bei uns und unseren Vorstellungen. Neben den Story- und Sandbox-Modi können wir uns aber auch dafür entscheiden, einfach nur Schlachten zu spielen.

Technik

Performance technisch läuft Mount & Blade 2 stabil, wobei das, wie so oft, auf die eigene Hardware ankommt. Bei neueren Systemen sollten auch große Schlachten prinzipiell keine Probleme machen. Bei älterer Hardware kann das jedoch wieder anders aussehen und die Framerate bricht ein. Unspielbar sollte es aber selbst auf einer durchschnittlichen Hardware nicht sein. Optisch ist der Titel nicht der anspruchsvollste, was mit Sicherheit auch nicht zuletzt der langen Entwicklungszeit liegt, aber auch der Menge an Elementen, die dargestellt werden. Hässlich würden wir das Spiel aber keinesfalls bezeichnen. Lediglich allzu nah sollten wir uns die Gesichter der NPCs oder die Objekte an sich nicht anschauen.

Fazit

Mount & Blade 2 bietet eine riesige Sandbox-Spielwelt mit sehr vielen Möglichkeiten und Optionen, wie sich das Spiel gestalten lässt. Die Story gibt dabei lediglich nur einen groben Rahmen vor und überlässt uns, wie wir damit umgehen. Es benötigt dennoch einige Eingewöhnungszeit, um durch alle Systeme durchzuschauen und die Menüs zu verstehen. Sind allerdings einmal die grundlegenden Hürden überwunden, eröffnet Mount & Blade 2 das volle Potenzial und kann für hunderte Stunden fesseln.

Der Review-Key für den PC wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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