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Hero’s Hour im Test: Moderner Klassiker?

Hero’s Hour, ein rundenbasiertes Fantasy-Strategie-RPG im Stile von Heroes of Might and Magic – doch kann es auch mit den Großen mithalten?

Hero’s Hour schlägt in die Kerbe der klassischen rundenbasierten Fantasy-Strategie-Rollenspiele, von denen es kaum bedeutende moderne Ableger gibt. Die bekanntesten Vertreter sind wahrscheinlich Heros of Might and Magic sowie Age of Wonders, wobei es von Ersterem zwar noch neuere Ableger gab, die aber nicht sonderlich überzeugen konnten. Der Entwickler Benjamin Hauer hat sich jedenfalls vorgenommen, die besten Aspekte beider Titel zu vereinen und uns Gameplay-technisch ein altes Spielgefühl wiederzugeben. Doch, ist ihm das auch gelungen? Wir haben uns den Titel angeschaut und verraten euch, wo die Stärken und Schwächen liegen!

Geschichte? Braucht keiner!

Was uns direkt zum Beginn des Spiels auffällt ist, dass es keine Geschichte gibt, der wir folgen können oder müssen. Nach einer kurzen Einführung in das grundlegende Spielprinzip geht es sofort mit einem von uns ausgewählten Szenario los. Es gibt keine richtige Kampagne, die von einer Geschichte getrieben wird. Stattdessen legt der Entwickler den Fokus komplett auf die Spielmechaniken und Gameplay-Elemente. In Hero’s Hour erfahren wir demnach nicht viel zur Herkunft der verschiedenen Völker oder Hintergrundinformationen zur Welt, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Im Grunde bekommen wir nämlich größtenteils bekannte Wesen präsentiert. Auch wenn das negativ klingen mag, ist es nicht so gemeint.

Stattdessen ist es eher positiv und unterstreicht sinnvoll den Schritt, eine ausufernde Geschichte wegzulassen, die am Ende nur für Kritik sorgen würde. Seien wir mal ehrlich. Nicht jedes Spiel braucht zwingend eine Geschichte, schon gar nicht dann, wenn der Entwickler oder das Studio denken, sie sei überflüssig. Am Ende würde nicht mal etwas Spannendes herauskommen und nur unsere Zeit verschwenden, wie das schon viele Titel mit ihrer Story getan haben. Dann lieber voller Fokus auf die Spielmechaniken und ein angenehmes, flüssiges Erlebnis!

Keine Kampagne? Kein Problem.

Das Fehlen eines Kampagnenmodus fällt aber vor allem dann nicht weiter ins Gewicht, wenn wir uns die verschiedenen Szenarien anschauen. Denn da ist wirklich für jeden was dabei. Es gibt diverse Größen auswählen, die keine Wünsche offenlassen. Diese reichen nämlich von winzigen Karten, die sich recht schnell durchspielen lassen, bis hin zu riesige und weitläufige Karten mit mehreren Spieler*innen und neutralen Städten.

Nach der Wahl der Größe und Beschaffenheit der Karte, wie Inseln oder Kontinente, dürfen wir uns auch noch ein Volk wählen, wenn wir das wollen. Dabei gibt es Orks, Zwerge, Untote oder auch Meerwesen. Dazu lässt sich zusätzlich noch ein Held auswählen oder per Zufall bestimmen lassen. 

Der Gameplay-Loop

Im Spiel finden wir die sinnvollsten Mechaniken, die die Klassiker bereits etabliert haben, aber auch heute noch funktionieren. Das ist gut, denn nicht alles, was es damals gab, ist oder wäre heute noch zeitgemäß. Dadurch lässt sich alles etwas direkter steuern und das fühlt sich echt gut an. Im Grunde müssen wir zu keinem Zeitpunkt unnötige oder umständliche Klicks ausführen, um zum Ziel zu gelangen. Denn in erster Linie müssen wir unseren Helden durch die Welt schicken und Gebäude einnehmen.

Einen Helden bekommen wir meist zum Spielstart an unserer Hauptstadt erstellt. Diesen sollten wir mit mehr Einheiten versorgen, die wir vorher selbstredend noch rekrutieren müssen. Ist unser Held fürs Erste mit Einheiten versorgt, schicken wir ihn quer über die Karte, um die Welt zu erkunden, interessante Punkte zu entdecken und andere Kreaturen zu vermöbeln. Währenddessen bauen wir mit dem Gold, das wir pro Runde und von Kämpfen oder an bestimmten Punkten erhalten, unsere Stadt aus. Das führt wiederum zu mehr Einheiten, das im Endeffekt auch zu mehr Helden und besseren Boni und… ihr versteht schon.

Findet die Balance

Um erfolgreich zu sein, müssen wir den Ausbau unserer Stadt mit der Verstärkung unserer Armee abwägen. Was ist in welcher Situation wichtiger? Welche Gebäude bauen und welche Einheiten rekrutieren wir? Diese Frage stellen wir uns stets, sobald eine neue Runde beziehungsweise Woche im Spiel beginnt. Denn nach sieben Runden („Tagen“) beginnt im Spiel eine neue Woche und das Kontingent an Einheiten der Stadt wird aufgefüllt, die wir rekrutieren können. Demnach gilt es, die Gebäude möglichst so auszubauen, dass wir zum Beginn einer neuen Woche möglichst viel machen können.

Immerhin müssen wir mit den Einheiten nicht nur die Karte erkunden und es dem Feind schwer machen, sondern eben auch die eigenen Ländereien verteidigen. Denn ohne die umher liegenden Minen und Sägemühlen bricht die Produktion der verschiedenen Rohstoffe ein. Dadurch steht am Ende die Wichtigkeit einer guten Balance zwischen beiden Aufgaben zu finden.

Zoom, zoom, zoom, …

Immerhin ist es relativ einfach, sich einen Überblick zu verschaffen. Zumindest über die Welt. Denn in Hero’s Hour können wir verdammt weit hinauszoomen und können die komplette Karte überblicken. Das vereinfacht das Zurechtlegen einer Taktik natürlich, wenn wir einfach alles, was wir bisher aufgedeckt haben, sehen können. So planen wir das weitere Vorgehen und können gucken, welche Ressourcengebäude noch eingenommen – oder übernommen – werden müssen. Zoomen wir wieder weiter hinein, um unsere Einheiten zu befehlen, können wir auch ganz einfach abwägen, ob wir einen Kampf gewinnen können.

Denn über jeder gegnerischen Einheit, die wir sehen können, ploppt ein kleines Fensterchen auf, das die ungefähre Anzahl an Einheiten der Gegner und deren Typ zeigt. Zusätzlich steht dort noch eine Einschätzung in Textform, die von „Einfach“ bis „Fast unmöglich“ reicht. Das Spiel selbst empfiehlt uns Kämpfe erst ab „Mittel“ zu bestreiten, theoretisch können wir aber bis „Anspruchsvoll“ hochgehen, wobei diese Kämpfe gefühlt eine 50:50-Chance haben. Wirklich taktisch vorgehen können wir nicht wirklich, denn die Kämpfe laufen automatisch ab.

Kaum Einfluss auf Kämpfe

Wir können lediglich Zauber, die unser Held gelernt hat, wirken. Außerdem können wir in Hero’s Hour maximal Einheiten auf dem Schlachtfeld tauschen, wenn zu viele in dessen Gruppe sind. Denn jeder Held kann nur eine bestimmte Anzahl an Einheiten aufs Schlachtfeld führen, die jedoch durch Skills erhöht werden kann. Alle Einheiten, die zum Start nicht auf dem Schlachtfeld stehen können, können aber im Verlauf des Kampfes noch als Verstärkung eingreifen.

Ist die Truppe unseres Helden wirklich komplett ohne Frage übermächtig, können wir die Kämpfe aber auch einfach überspringen, ohne uns den Kampf anschauen zu müssen. Das ist teilweise ziemlich praktisch, passiert aber gar nicht so häufig. Ansonsten finden wir auf der generierten Welt neben Gegner und Ressourcengebäuden noch weitere interessante Punkte. Dazu zählt beispielsweise eine Sphinx, deren Rätsel wir für eine Belohnung lösen müssen. Oder welche, die uns mit Zaubern beglücken, oder zwischen Krieg und Frieden wählen lassen. Es gibt wirklich viel Abwechslung!

Fazit

Hero’s Hour ist ein beeindruckendes Ein-Mann-Projekt, das zwar optisch nicht beeindrucken kann, aber durch das Gameplay vieles wettmacht. Insgesamt ist es in jeder spielerischen Hinsicht gelungen und genau das geworden, was es sein will. Nämlich ein rundenbasiertes Fantasy-Strategiespiel, das sich bei jeder Partie anders spielt und so unendlichen Wiederspielwert bietet. Die vielen verschieden großen Karten, die vielen Völker und generell die abwechslungsreichen Welten sind das, was das Spiel ausmacht. Gepaart mit einer taktischen Herangehensweise an das Ausbauen der Stadt und Verteidigen der eigenen Ländereien ist Hero’s Hour definitiv eine Empfehlung an alle, die rundenbasierte Strategie lieben.

Der Key wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt!

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