Achilles: Legends Untold ist ein Action-RPG mit vielen tollen Ideen, das aber noch auf viel Feinschliff wartet. Macht es trotzdem Spaß?
Bei Achilles: Legends Untold kommt beim ersten Blick sofort ein gewisser Titan Quest-Vibe auf. Doch ob der sich noch in der Early-Access-Phase zeigt? Wir haben uns jedenfalls das vielversprechende und interessante Action-RPG von Dark Point Games angeschaut und erläutern euch unsere Meinung in dieser Early-Access-Review. Eines ist jedenfalls klar: Es stecken eine Menge (guter) Ideen im Spiel, die definitiv noch Feinschliff benötigen.
Auf nach Griechenland
Wir begleiten – welch Überraschung – Achilles auf seiner Reise. Diese spielt sich vor allem im Krieg zwischen Hades und Ares ab, die sich schon seit Jahrhunderten bekriegen. Unsere Aufgabe ist es gegen das Kind des Kriegsgottes Phobos zu kämpfen. Auf der Suche nach diesem begeben wir uns in verschiedene Ecken der mythologischen Länder und erhalten währenddessen mächtige Artefakte, die uns helfen. Immer auf Abruf bereit: Hephaistos, der Gott der Schmiede. Er versorgt uns im Tausch gegen Materialien mit neuen Waffen und Gegenständen.
Spielerisch verfolgen wir Achilles aus der isometrischen Perspektive und befinden uns in einem Action-Rollenspiel. Sozusagen also ein Diablo in einem anderen Setting und mit nur einem Protagonisten, statt verschiedenen Charakteren und Klassen. Doch gerade das Setting ist vielversprechend. Immerhin bietet die griechische Mythologie viele Wesen und Geschichten, die es zu entdecken gilt. Das wissen wir nicht erst seitdem Kratos sie alle niedergemetzelt hat…
Unbefriedigendes Kampfsystem
Apropos metzeln. Das Kampfsystem und die Kämpfe an sich sind in Achilles: Legends Untold vor allem von den Souls-Ablegern inspiriert. Leider bleibt es nur bei der Inspiration, denn die Kämpfe haben nicht viel von den Mechaniken und der Abwechslung des Vorbildes. Der Kampf fällt insgesamt viel zu flach und eintönig aus, besteht er nur aus plumpen draufschlagen und blocken, ohne Wucht oder Gefühl für Treffer. Vor allem fällt negativ auf, dass wir oftmals nur Luftzüge im Nichts verursachen oder am Gegner vorbeischlagen.
Das Kampfsystem hat daher ein großes Vorbild, dem es bisher aber in keinster Weise gerecht wird. Es fühlt sich insgesamt viel zu unrund an, es funktioniert nicht richtig und ist nicht belohnend. Ähnlich wie das Erkunden der Welt. Das Einzige, was wir dort, neben der Kulisse, finden, sind Gegner. Ansonsten gibt es bedauerlicherweise keine besonderen Orte, Geheimnisse oder Sonstiges zu entdecken.
Deal? Deal!
Die Geschichte des Titels orientiert sich zwar am „originalen“ Mythos, dichtet ihn aber ein wenig um. So findet sich Achilles nach seiner Ermordung im Tartaros wider und trifft dort auf den Gott der Unterwelt – Hades. Nachdem sich die beiden ausgetauscht haben, kommen sie zu einer Einigung. Unser titelgebender Held darf wieder zurück in die Welt der Sterblichen, dafür müssen wir ihm aber zuarbeiten. Das ist natürlich ein Leichtes, immerhin besteht die Prämisse des Spiels darin, Feinde zu vermöbeln.
Nachdem wir zurück an der Oberfläche sind, treffen wir auf unserem Pfad immer wieder bekannte Figuren wie König Agamemnon. Allerdings sind wir als „Untoter“ natürlich nicht überall gerne gesehen, und so reagieren auch manche dieser Figuren. Auf dieser Tatsache ließe sich definitiv gut aufbauen, sollte man meinen. Leider ist dem nicht so und die meisten Charaktere und Handlungen verschwinden in der Vergessenheit, wie die meisten Dialoge.
Die Drei von der Unterwelt
Die erste Aufgabe, die wir als Untoter bekommen, ist Hephestus zu suchen. Der verschwundene Neffe von Hades befindet sich irgendwo im nun im lebendigen grünen Griechenland. Haben wir ihn gefunden, stecken wir zu dritt die Köpfe zusammen und hecken einen Plan aus: Griechenland und die Unterwelt erneut zu verbinden. Damit sollen die sich auf der Reise befindenden Untoten zurück in ihre Heimat kehren können. Aber wie so oft ist die Theorie deutlich einfacher als die Praxis.
Denn im Grunde laufen wir nur von einem Punkt zum anderen, um irgendwas für Hades zu sammeln, damit sein Plan sich verwirklicht. Insgesamt kostet uns das ca. fünf Stunden und es fühlt sich deutlich länger an – wie Beschäftigungstherapie eben. Vor allem, weil wir keine Minimap haben und große Entfernungen zurücklegen müssen. Dadurch verlaufen wir uns des Öfteren – öfter, als uns lieb ist. Und, da wir nichts „tolles“ entdecken können, ist das auch keine willkommene Abwechslung.
Reisen tut weh
Zwar gibt es eine Schnellreise, mit der wir zwischen verschiedenen Schreinen reisen können. Allerdings gibt es da ein Manko: Es gibt keine Weltkarte. Dadurch ist es nahezu unmöglich zu wissen, wo sich die verschiedenen Schnellreisepunkte örtlich befinden und es ist ein Glücksspiel am gewollten Ort zu landen. Besonders deutlich wird diese Problematik der fehlenden Orientierung, wenn wir zurück zur Schmiede müssen.
Dies ist ein Ort, an dem wir uns aufrüsten können und neue Ausrüstung kaufen können. Doch leider können wir hier nicht direkt hinreisen, sondern müssen in die Nähe und dann dahin laufen. Problem: Die Umgebung und die Ruinen sehen sich sehr ähnlich und es besteht aus viel Trial-and-Error den richtigen Ort zu finden. „Mal eben schnell aufrüsten“ geht also nicht. Schade.
Wo bin ich hier?
Fatalerweise zieht sich das Ganze auch weiter durch das Spiel und es gibt immer wieder Elemente und Orte, die nicht bis zum Ende gedacht sind. So beispielsweise auch einer der Tempel, der bei jedem Ableben seinen Aufbau ändert. Normalerweise ist das nicht weiter schlimm, wenn sich Level zufällig neu zusammensetzen und es so etwas schwieriger machen, einfach durchzukommen. Doch diese Spiele haben normalerweise zumindest eine Karte, durch die wir uns orientieren können, oder andere Möglichkeiten zur Orientierung.
Achilles hat diese ungünstigerweise nicht. Und so ist jedes Ableben doppelt frustrierend. Denn es gibt keinen wirklich linearen Weg, dem wir folgen können, um zum Ziel zu gelangen. Sondern wir müssen ewig suchen, bis wir zum nächsten Raum kommen und dann beginnt das Glücksspiel wieder von vorne. Es gibt auch keine anderen Hilfsmittel, die die Suche erträglicher machen.
Unnötig kompliziert
Erträglicher machen ist ein gutes Stichwort, denn natürlich können wir auch bei Achilles: Legends Untold im Level aufsteigen und verschiedene Fähigkeiten freischalten. Zu neuen Fähigkeiten, die wir erwerben können, gehört beispielsweise die Möglichkeit, mit dem Schild zu werfen oder zu parieren. Doch auch hier kommt wieder ein „aber“ dazwischen. Denn bedauerlicherweise dauert es lange Zeit, bis wir zu den wirklich nützlichen oder interessanten Sachen kommen. Außerdem liegen zwischen neuen Fertigkeiten immer wieder eine Menge passiver Boni. Das verkompliziert alles auf unnötige Art und Weise.
Sinniger hingegen sind Gegenstände, die wir zum einmaligen Gebrauch aufheben können. Dieses Prinzip ist nicht neu, peppelt aber den sonst sehr eintönigen, langweiligen und ziemlich behäbigen Kampf etwas auf. Zu diesen Einmalgegenständen gehören unter anderem Pfeile von Groggu, die Gegner verlangsamen können oder das Griechische Feuer, das im Prinzip eine Granate ist. Es hat einen großen Wirkungsbereich mit Explosivschaden und setzt nach dem Aufprall die Gegner in Brand. Sehr nützlich!
Bugs, Bugs, und nochmal Bugs
Was auch einen großen Wirkungsbereich hat, sind die Bugs, auf die wir laufend im Spiel stoßen. Natürlich ist Achilles als Early-Access-Spiel an den Start gegangen, was zwangsläufig bedeutet, dass wir auf Fehler stoßen können. Doch die Häufigkeit und Schwere der Bugs sind wirklich alles andere als feierlich. Vor allem deshalb, weil sie so gut wie in allen Bereichen des Spiels auftreten.
Oftmals laufen wir aus Bereichen heraus, in die wir dann nochmal zurückwollen, es aber dank unsichtbarer Wände nicht können, oder wir können Gegner, die sich direkt vor uns befinden, nicht anvisieren. Außerdem setzt der Ton des Öfteren in Sequenzen aus, oder, oder, oder.
Fazit
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich ehrlich bin. Denn Achilles sieht auf den ersten Blick sehr vielversprechend aus, leider steckt bisher nicht viel mehr als das dahinter. Es gibt einfach so viele Dinge, die nicht gut durchdacht oder umgesetzt sind, wie der Kampf, das nicht vorhandene Erkunden der Welt oder auch die Geschichte. Alles fühlt sich sehr unbefriedigend und langweilig an, teilweise aber auch frustrierend und nervig. Es stecken noch so viele Fehler im Spiel, die zwar durch den Early-Access-Tag zu erwarten waren, aber in so großer Zahl und Schwere negativ auffallen. Achilles: Legends Untold bietet Grundlagen, auf denen man aufbauen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das Spiel nicht empfehlen.„
Der Review-Key wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.