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Before We Leave im Test

Before We Leave verlässt nach etwa einem Jahr die Early-Access-Phase und ist nun offiziell erschienen – und das ist unser Eindruck!

Insgesamt ist die Prämisse von Before We Leave ziemlich faszinierend und ermutigend, doch mit zunehmender Anzahl an Kolonien und Planeten sinkt die Motivation mitzumachen.
Maurice Skotschir

Die Hintergrundgeschichte von Before We Leave ist wohl keine besonders originelle oder Oscar-verdächtige, die man wahrscheinlich so oder so ähnlich auch schon des Öfteren gehört hat. Doch das schmälert den Eindruck des Spiels nicht, denn irgendwo muss immer ein Ansatz vorhanden sein. Thematisch verlässt die Menschheit die Schutzbunker, in die sie zum Schutz vor einer Katastrophe geflohen sind und brechen nun in die postapokalyptische Zukunft auf. Das mag zwar ein wenig abgedroschen klingen, werfen wir aber einen Blick auf den aktuellen Zustand unserer realen Welt, und trauen den Prognosen der WissenschaftlerInnen, dürfte die Zukunft ebenfalls weniger rosig ausfallen. Die wichtigsten Stichworte sind hier wohl irreversible Schäden am Klima und der Umwelt sowie mögliche Atomkriege, die nachhaltig unsere Umwelt beeinflussen. Ob es wirklich so drastisch kommt, wollen wir an dieser Stelle einfach mal vorsichtig optimistisch nicht befürchten.

Durchdachtes Kontrastprogramm

In Before We Leave gehen wir nämlich ebenfalls optimistisch an die Sache ran und verlassen den Schutzbunker mit einem Gefühl der Hoffnung. Die Hoffnung, die Welt wieder zurückzuerobern und den kommenden Generationen wieder eine vernünftigere Lebensumgebung zu hinterlassen. Dass das alles nicht so einfach ist, wie man sich das vielleicht zunächst vorstellt, dürfte klar sein. Doch immerhin gibt es frische Luft und grüne Wiesen, nach dem tristen und grauen Alltag der Bunkeranlagen. Was sich teils nach einer echten Heldengeschichte anhört, präsentiert sich uns zunächst eher rustikal. Unsere BewohnerInnen starten mit den grundlegendsten Gebäuden, wie Brunnen oder Kartoffelfelder und ein paar Straßen, um diese Gebäude auch zu platzieren. Unterkünfte in Form von Hütten und Ressourcen-beschaffende Bauten wie Holzfäller dürfen natürlich nicht fehlen.

Damit zeichnet sich aber auch zunächst ein vertrautes Stadtbild, das noch nicht wirklich viel von Außergewöhnlichem zeugt. Doch das ändert, schaut man einmal weg von den (anfänglichen) Gebäuden, die sich bauen lassen – dort finden wir nämlich … Die durchaus nützlich sind und uns auch beim Voranschreiten helfen. Den kleinen Figuren beim Wuseln im „Die Siedler“-Stil zuzuschauen ist wirklich entspannend, da jeder seiner Arbeit nachgeht und es immer etwas zu tun gibt. Doch, so schön das Beobachten auch ist, errichtet sich die neue Zivilisation nicht von alleine und das Vorausplanen ist einer der Schlüssel zum Erfolg. Denn unterschiedliche Gebäude können sich positiv, aber auch negativ beeinflussen. Bauen wir beispielsweise Hütten an angrenzende Felder einer andere, erhöht sich die Kapazität dieser. Errichten wir jedoch einen Steinbruch in der Nähe unserer Unterkünfte, kann dies für unzufriedene ArbeiterInnen sorgen.

Ein Abbild der Welt

Wie jedes vernünftige Aufbauspiel, das etwas von sich hält, konzentriert sich auch Before We Leave nicht nur auf den reinen Aufbauaspekt, sondern auch auf Wirtschaftskreisläufe. Und damit werden wir bereits früh im Spiel konfrontiert, denn um die nächsten Schritte zu gehen, müssen wir doch ein paar Waren lagern – und mit dem Fortschreiten, werden es auch nicht unbedingt weniger. Und Produktionsketten benötigen natürlich auch verschiedene Waren, auf denen sie aufbauen. So fertigt eine Gießerei Eisenbarren aus Erz, die wiederum zu Stahl verarbeitet werden. Die Stahlfabrik allerdings benötigt Strom um produzieren zu können, sodass wir uns erst einmal um die Energieerzeugung kümmern müssen. Dabei stehen uns anfänglich nur das Verbrennen von Holz zur Verfügung, später aber kommt auch beispielsweise Öl dazu. Und während wir ums um die Waren kümmern, müssen wir auch noch dafür sorgen, dass unsere Siedlung expandiert und früher oder später zu einem Städtchen wird.

Die Welt ist im Spiel, das übrigens ein neuseeländisches Team namens „Balancing Monkey Games“ erschuf, als Kugel dargestellt, um die wir uns herumbewegen können. Man könnte diese virtuelle Welt auch ein wenig mit der echten Erde vergleichen, zumindest um sich vorstellen zu können, wie dieses virtuelle Abbild aussieht. Denn es gibt nicht nur eine große Landmasse und ein bisschen Wasser, sondern ein Großteil besteht aus Ozean und nur ein kleiner Teil aus verschiedenen Inseln. Wobei die Inseln nicht nur grüne Flächen vorweisen, sondern auch eine Wüstenregion, in der wir unsere zweite Siedlung gründen. Zumindest, sofern wir das entdeckte Schiffswrack in der Nähe unserer Hauptkolonie restauriert haben. Ab dann können wir nämlich Schiffe konstruieren und sie in See stechen lassen. In der Wüstenregion angekommen finden wir natürlich hauptsächlich unfruchtbare Sandfelder, aber auch vereinzelt fruchtbar grüne, die wir klug nutzen müssen.

Siedeln und expandieren

Doch nicht nur die Nahrungsproduktion stellt in der anderen Klimazone ein Problem dar, denn wir müssen auch für die richtige Kleidung sorgen, damit unsere BewohnerInnen nicht so müde werden, dass sie ihre Arbeit kurzzeitig unterbrechen müssen. Der anfängliche Vorteil ist, dass wir Ressourcen von unserer Hauptkolonie via Schiff importieren können, sodass es zu Beginn noch nicht so ärgerlich ist, sollten sie doch mal etwas entspannen. Und genau an diesem Punkt beginnt das eigentliche Spielprinzip, das sich darauf fokussiert, mehrere Städte zu gründen, die wir vor allem für Forschung und Ressourcenproduktion nutzen. Vor allem die Forschung ist ein wichtiger Pfeiler, den es voranzutreiben gilt. Denn wir müssen zwangsläufig mehrere Inseln besiedeln, um entsprechende Forschungspunkte zu generieren.

Doch trotz des „Drangs“ der Expansion und immer größer zu werden, wollen auch die verschiedenen Bedürfnisse unserer BewohnerInnen erfüllt werden. Und dafür benötigen wir immer mehr Gebäude, die immer mehr EinwohnerInnen zufriedenstellen, wodurch zwangsläufig auch die Umwelt leidet, die ebenfalls ein wichtiger Faktor ist. Umweltschutz ist wichtig und beginnt bereits mit den Bäumen am Anfang des Spiels, später kommen sogar Reinigungsanlagen hinzu. So schön die Figuren es auch finden, wieder an der frischen Luft zu leben, genau so sind sie sich auch bewusst, dass sie auf ihre Umwelt und den Planeten achten müssen. Ansonsten droht erneut eine Katastrophe.

Viel, aber wenig Abwechslung

Das Kolonisieren und Etablieren von mehreren Kolonien gehört zwar zum Kernprinzip von Before We Leave, aber der Name des Spiels könnte darauf deuten, dass da noch mehr. Was also bringt uns das im Endeffekt? Als oberstes Ziel steht die Reparatur einer verwahrlosten Rakete auf unserer Agenda. Das Erreichen wir zwar bereits etwa nach der dritten Kolonie, doch bis dahin ist es ein langer Weg – und auch noch nicht das Ende. Denn mit der Reparatur beginnt erst die letzte Phase. Wir können mit der Rakete auf einen neuen Planeten reisen, den wir abermals kolonisieren und damit Waren von der Erde importieren.

Dabei haben die Himmelskörper unterschiedliche Biome, je nachdem wie nah oder fern diese der Sonne sind. Und dort finden wir abermals Überreste menschlicher Zivilisationen, die wir in Forschungspunkte umwandeln können und somit unsere Forschung fortsetzen. Trotz dessen, dass wir einen außerirdischen Außenposten errichtet haben, müssen wir uns nach wie vor auch um unsere ErdenbewohnerInnen kümmern, deren Zufriedenheit immer noch eine große Rolle spielt. Smoothies und Dekorationen sorgen für eine faszinierend aussehende Metropole. Und, mit dem Weiterverfolgen des Spielprinzips, eröffnen sich immer wieder neue Planeten, die es zu besiedeln gilt. Der unendliche Kreislauf ist im Gang.

Fazit

Insgesamt ist die Prämisse von Before We Leave ziemlich faszinierend und ermutigend, doch mit zunehmender Anzahl an Kolonien und Planeten sinkt die Motivation mitzumachen. Dass es schier kein Ende findet, könnte für die einen durchaus von Vorteil sein, andere wollen aber auch ein Ziel haben, auf das sie hinarbeiten und das einen Abschluss bietet. Irgendwann hat man eben verstanden, wie es funktioniert, aber es dann immer wieder und wieder zu wiederholen, ist im Endeffekt doch recht ermüdend. Doch bis man diesen Punkt erreicht vergehen ein paar Stunden. Was aber auf jeden Fall besonders positiv hervorsticht ist, dass das Entwicklerstudio zeigt, dass es nicht immer einen kriegerischen Aspekt in Spielen dieser Art braucht

Es ist durchaus auch mal sehr entschleunigend, einfach nur in Ruhe bauen zu können, ohne sich Gedanken über Feinde zu machen. Fans von Aufbauspielen sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren. Und je nachdem wie gut man sich anstellt oder nicht, kommt man am Ende aber so oder so auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn mit 17.99 € kostet der Titel verhältnismäßig wenig, doch angemessen viel. 

Getestet wurde die PC-Version, die freundlicherweise von Team 17 zur Verfügung gestellt wurde!

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