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Far Cry Spiele-Review

Far Cry New Dawn im Test

Mit Far Cry New Dawn spendiert uns Ubisoft eine Fortsetzung zu Far Cry 5, verkommt dabei in einer einzigartigen Monotonie.

Nur elf Monate nach der Veröffentlichung von Far Cry 5 beglückt uns Ubisoft schon mit Far Cry New Dawn. Einer Fortsetzung, die an die Geschehnisse des vorherigen Teils anschließt und die Geschichte weiter erzählt.

Story

Far Cry New Dawn spielt 17 Jahre nach dem fünften Teil, schließt inhaltich und thematisch aber an den Vorgänger an. Denn nach den Explosionen diverser Atombomben in Hope County befinden wir uns wieder in der Region. Die Oberfläche ist nicht mehr so verstraht, sodass es wieder möglich ist, an dort zu leben. Dennoch benötigen die Einwohner Hilfe beim Wiederaufbau einer gesellschaftlichen Ordnung und Städten. Das Problem dabei ist aber, dass die Zwillinge Lou und Mickey mittlerweile ihr Unwesen treiben. Als Anführer der Highwaymen haben sie eine Gruppe etabliert, die sich einfach nimmt, was sie wollen. Sie plündern, rauben und töten wie es ihnen passt. Um den Bewohnern beim Wiederaufbau zu helfen werden einige Personen, darunter auch wir, geschickt. Doch während wir uns noch auf dem Weg befinden, machen wir Bekanntschaft mit den Zwillingen. Und ehe wir uns versehen stecken wir mittendrin im Kampf zur – erneuten – Befreiung von Hope County.

Dabei wirft die allgemeine Handlung aber schon in den ersten Zügen Fragen auf. 17 Jahre, nachdem Atombomben auf die Oberfläche geprallt sind, kann man wieder an eben jene zurückkehren und ohne Atemschutzmaske die Luft atmen? Außerdem ist in Hopy County selbst keine Strahlung mehr vorhanden, lediglich an den Randgebieten ist das Wasser verseucht oder die Strahlung zu hoch? Blickt man mal rüber zu Bethesda und Fallout 4, das 210 Jahre nach einer ähnlichen Katastrophe spielt, wirkt das Ganze noch verrückter. Denn in Fallout gibt es nach zwei Dekaden immer noch Stellen, die atomar verseucht sind und nicht ohne Weiteres betreten werden können.

Mehr Rollenspiel

Nach unserer Ankunft in Hope County und der kleinen Siedlung Prosperity, die fortan unser Gefängnis-Ersatz des Vorgängers ist, bekommen wir direkt schon die ein oder andere Neuerung präsentiert. Während das Gefängnis in Far Cry 5 als Hub diente und diverse Stationen bot, an denen wir Fahrzeuge oder Waffen ändern konnten, ist es in New Dawn zwar ähnlich, aber erweitert. So können wir die diversen Stationen verbessern, sodass wir höherstufige Sachen herstellen können. Denn der neue Far Cry-Ableger beinhaltet einen ersten Schritt richtung Rollenspiel, indem die Gegner nun Level und Lebensbalken haben. Hier staffelt sich das Ganze aber noch in übersichtliche vier Level. Rang 1, Rang 2, Rang 3 und das Höchste der Gefühle nennt sich dann „Elite“. Bei einem Treffer fliegen dann, wie bereits bei Assassin’s Creed oder The Division Schadenszahlen durch die Gegend.

Um als Spieler einen Fortschritt zu haben und nicht direkt die Elite-Gegner über den Haufen schießen zu können, haben Waffen und Fahrzeuge ebenfalls eines dieser Level. Höhere Ränge schaltet man, wie bereits erwähnt, durch das Verbessern der bestimmten Stationen in Prosperity frei. Um jedoch alle Stationen auf Level 3 verbessern zu können, muss auch Prosperity im Level steigen, sodass das Hub ebenfalls drei Stufen der Verbesserung bietet. Anders als die Stationen benötigt die Siedlung aber kein Ethanol um verbessert zu werden, sondern eine bestimmte Anzahl an „Facilityupgrades“ und freigeschaltet Spezialisten. Letztere sind größtenteils alte Bekannte aus dem Vorgänger, die sich nach dem Beenden einer Mission unserer Siedlung anschließen.

Begleiter und Außenposten

Nebst den Spezialisten können aber auch wieder NPCs freigeschaltet werden, die uns auf unseren Missionen begleiten und mit Feuerkraft und sinnvollen Fähigkeiten unterstützen können. Waren das bei Far Cry 5 noch Cheeseburger, Boomer oder Nick Rye sind es heute Horatio, Timber oder Nana. Letztere ist übrigens eine alte Frau, die durchgehend peinlich-lustige Sprüche klopft. Um die Begleiter zu bekommen, müssen wir ebenfalls jeweils eine kleine Mission abschließen, bevor sie sich uns anschließen. Im Anschluss schalten sich ihre Fähigkeiten frei, wenn sie eine bestimmte Anzahl an Kills erreichen. Nana beispielsweise besitzt von Beginn an schallgedämpfte Waffen, ab 15 Kills kann sie durch Rauch sehen und ab 40 Kills schießt sie sogar durch Deckungen. Und bevor die Frage aufkommt, ja, die Begleiter sind immer noch so OP wie im fünften Teil und machen das Spiel wieder sehr leicht. Außenposten übernehmen sich quasi von allein, wenn man Nana mitnimmt.

Apropos Außenposten. Auch in Far Cry New Dawn spielen diese wieder eine übergeordnete Rolle, denn das Einnehmen von diesen belohnt euch mit Ethanol. Ethanol ist der essentielle Rohstoff, der benötigt wird, um die diversen Stationen auszubauen – und davon braucht man eine Menge. Das Gute ist, dass man die Posten mehrfach überfallen kann – mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Über das Einnehmen kann man auch diverse kosmetische Dinge wie Klamotten freischalten, die man bei erfolgreichem Abschluss zufällig bekommen kann. Wem das zu eintönig ist, kann die drölf Standorte mit Crafting-Materialien abklappern, die es überall in der Welt von Hope County gibt. Zwischen zwei und sechs Teile gibt es pro Standort – und manchmal ist es wirklich pain in the ass, alle zu finden. Das Problem ist nämlich, dass die Gebiete nicht immer ersichtlich sind. Ist das Auto dahinten noch im Bereich der Federn? Liegen vielleicht ein paar Zahnräder noch im kleinen Teich dort? Ist die Scheune noch Teil des Duct Tape-Lagers? Da haben sich die Entwickler besonders lustig gefühlt, könnte man meinen.

Grafisch tatsächlich hübsch

Den wohl größten Schritt hat man wohl bei der Grafik gemacht, zumindest wenn man sich die zusätzlichen HD-Texturen mitinstalliert. Wer das vorhat muss zwar nochmal 20 GB extra herunterladen, zu den 20 GB die das Spiel wohl groß ist, aber es lohnt sich. In meinen Augen war Far Cry noch nie so hübsch, wie es New Dawn ist. Sonnenuntergänge, düstere Gegenden oder auch Landschaften sind wirklich schön anzusehen und laden auch mal zu dem ein oder anderen Päuschen ein. Gerne läuft man auch durch die Welt, anstatt sich das nächstbeste Fahrzeug zu sichern.

Fazit

Schon bevor ich Far Cry New Dawn selbst gespielt habe, hatte ich eine Befürchtung, die sich bewahrheitet hat. Denn alle Ubisoft-Titel nähern sich langsam aber sicher einer Monotonie an, die kaum Unterschiede zulässt. The Division und der Nachfolger werden Gegner mit bestimmten Leveln haben, denen man den Lebensbalken runterschießt, während die Schadenszahlen durch die Gegend fliegen. In Assassin’s Creed haben die Gegner ein Level, das sich mittlerweile sogar dem Charakter anpasst und man haut ihnen die Lebenspunkte runter, während Schadenszahlen durch die Gegend fliegen. In Far Cry New Dawn gibt es nun Gegner mit Level und Lebensbalken, denen man die Lebenspunkte auf Null schießt, während die Schadenszahlen durch die Luft fliegen. Außerdem rennt man in den Titeln mehr oder weniger nur sammelbarem Zeug hinterher und befreit Außenposten. Was sich früher mit Aussichtspunkten/-türmen als „Ubisoft-Formel“ auf diverse Titel ausbreitete, sind nun schon ganze Ketten an zugehörigen Features, die sich über alle möglichen Titel erstrecken. Das ist sehr schade, denn man hat immer das Gefühl, dass man es schon kennt. Da gerät auch die gut erzählte Geschichte in den Hintergrund, da man viel zu oft mit solchen Dingen herausgerissen wird. Dennoch kann man Far Cry New Dawn den Spaßfaktor nicht absprechen. Natürlich macht es Spaß, Sachen upzugraden, sich selbst zu verbessern und seinen eigenen Fortschritt zu sehen inklusive Aufdecken der Karte. Insgesamt merkt man aber, dass die bekannten Franchises lediglich so gut gemolken werden, wie es nur geht. Kein ganzes Jahr zwischen zwei Teilen? Da kann nicht viel Arbeit drinstecken.

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