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Spiele-Review Square Enix

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars im Test

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars ist das neueste Werk von Nier-Schöpfer Yoko Tara. Wie komplex und abgedreht es wird, erfahrt ihr hier!

Die Atmosphäre, die durch die Musik und den Erzähler aufgebaut wird, ist nicht langweilig, sondern sehr interessant.
Simone Eckendorf

Mit Voice of Cards: The Isle Dragon Roars hat Yoko Taro, der Schöpfer von Nier und Nier. Automata einen weiteren Titel ins Leben gerufen. Ob es verrückt wird? Immerhin hat er selbst einmal gesagt, dass er „verrückte Spiele für verrückte Leute“ entwickelt. Doch so ganz abgedreht wird es hier nicht, es ist leichter zugänglich als die Hack-and-Slay-Titel. Bei Voice of Cards handelt es sich aber viel mehr um Kartenspiel, wobei es weniger ein Kartenspiel ist als eines, das aus Karten besteht. Ist es trotz besserer Zugänglichkeit auch lohnenswert? Das beantworten wir euch in diesem Test.

Karten, überall Karten!

In Voice of Cards schlüpfen wir in die Rolle eines aufstrebenden Abenteurers, der sich einer bunten Gruppe von Helden, und jenen, die es werden wollen, anschließen. Unser Ziel ist es, einen Drachen zu finden und dem gefährlichen Monster den Gar auszumachen und eine königliche Belohnung einzusacken. Doch eine Gruppe hochnäsiger Adliger verfolgt das gleiche Ziel, und wir müssen ihnen zuvor kommen. Vielleicht treffen wir ja sogar auf die Adligen, und zeigen ihnen, wie man Backpfeifen richtig verteilt.

Wie bereits angesprochen besteht das Spiel aus Karten, so gleiten Charaktere, Gegenstände und Gebäude über den Tisch. Auch Umgebungen und Straßen werden von den Karten dargestellt, sodass sich eine Überwelt daraus bildet. Aber auch das Menü besteht rein aus Karten. Wir bewegen uns dabei Karte für Karte weiter und die angrenzenden Karten decken sich auf. Das hat einen gewissen Charme, wenn man es mag.

Wenig Abwechslung

Der Charme zieht sich zwar durch das komplette Spiel, doch das erste „Wow-Gefühl“ lässt schnell nach, wenn sich die Bausteine immer wieder wiederholen. Immer das gleiche Gras, die gleichen Berge und die gleichen Straßen. Das ist etwas schade – da wäre mehr drin gewesen. Immerhin ist das grundsätzliche Potenzial da, dennoch lässt die Umsetzung zu wünschen übrig. Gerade, weil es deutlich detailreicher geht, sieht man sich Magic: Arena oder den Gwent-Ableger von Witcher 3 an.

Unter der neuartigen Aufmachung ist es aber ein traditionelles JRPG, das nicht viel anders macht. Helden, Drachen, Dungeons, Zufallsbegegnungen und Dörfer. Dabei stechen die Charaktere nicht wirklich heraus, so gibt es die typischen Muskelprotze, die auf ihre Ernährung achten und sonst nicht viel anderes tun. Immerhin lockert Todd Haberkorn, der englische Erzähler, das Spiel etwas auf. Mit ruhiger Stimme widmet er sich immer wieder dem Geschehen auf dem Bildschirm und… erzählt.

Wenig, aber einfache Kämpfe

Immerhin ist Voice of Cards nicht allzu umfangreich, sodass wir schon nach etwa zehn Stunden durch waren und dabei jeden Winkel der Welt erkundet und nach seltenen Ausrüstungsgegenständen gesucht haben. Den größten Teil des Spiels machen immerhin das Erkunden und die Kämpfe aus. Die sind ebenfalls recht simpel, aber kommen insgesamt nicht ganz so häufig vor. Vor allem dann nicht, wenn wir die Schnellreise-Mechanik, im Spiel „Sprung“ genannt, nutzen. Dadurch bewegen wir uns zwischen bereits besuchten Gebieten schnell hin und her.

Durch verschiedene Statuseffekte, wie Gift, Lähmung oder das Einfrieren, vereinfachen sich die Kämpfe ungemein. Dieser Effekt friert Gegner für mehrere Runden ein und kann auf fast alle Feinde angewandt werden. Es gibt allerdings keine Beschränkung dafür, wie häufig wir das anwenden können. Dadurch ergibt sich im Zweifel eine Endlosschleife, ohne dass unsere Gegner reagieren können. Ein bisschen mehr Schwierigkeit hätte definitiv nicht geschadet.

Hier steckt Nier drin…

Doch habt keine Angst, ihr müsst euch kein Deck zusammenstellen und immer wieder anpassen. Voice of Cards ist eher ein JRPG in anderem Gewand. Zwar hat jeder Held ein kleines Deck mit vier Zügen, das wir nicht wirklich anpassen oder verändern müssen. Das Austauschen ist eher redundant und kann vernachlässigt werden. Und gerade durch die rundenbasierten Kämpfe und die einfache Ästhetik prädestinieren den Titel für das Spielen auf einem Handheld wie der Nintendo Switch. Zumindest im angedockten Modus, denn im Handheld-Modus könnte der Text recht schwer zu lesen sein.

Apropos Text. Die Schriftart scheint die gleiche zu sein, wie sie in den Nier-Spielen auftritt. Und auch der untermalende Soundtrack scheint dem Spiel zu entstammen. Immerhin zeichnet sich Keiichi Okabe dafür verantwortlich, der auch schon bei Nier die Musik komponiert hat. Zwar gibt es auch einen Musik-DLC für die „originale“ Musik des Hack-and-Slay-Franchises, aber die Spieleigene Musik kingt dem Ganzen schon so ähnlich, dass ihr das nicht braucht.

…zumindest zum Teil

Leider stecken scheinbar nur die Musik und die Schriftart von Nier hier drin, und weniger die düstere Atmosphäre oder die unerwarteten Wendungen. Das, was ihr seht, ist am Ende auch das, was ihr bekommt. Die Stadtbewohner wirken harmlos und nett, und sind das auch. Voice of Cards ist wahrscheinlich das am wenigsten verrückte Spiel, das Taro bisher gemacht hat. Das muss nichts Schlechtes sein, denn es muss nicht immer komplett verrückt und abgedreht sein. Voice of Cards ist am Ende ein JRPG im Karten-Gewand, das sich ganz entspannt spielen lässt, ohne uns zu sehr zu stressen. Und dazu trägt alles, was im Spiel vorhanden ist, bei.

Fazit

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars macht im Grunde genau das, was es will. Es ist ein JRPG im Karten-Gewand und packt alles, was wir sehen, machen und auswählen in Karten. Es ist nett, entspannend und ruhig. Die Atmosphäre, die durch die Musik und den Erzähler aufgebaut wird, ist nicht langweilig, sondern sehr interessant. Leider fehlen die unerwarteten und/oder düsteren Wendungen, die man bei Yoko Taro erwarten würde. Außerdem sind viele tolle Ideen und Ansätze im Spiel, die leider nicht bis zum Ende durchdacht und umgesetzt wurden. Es lässt dadurch viel Potenzial liegen. Am Ende hatte ich viel Spaß damit, auch wenn es sehr einfach ist. Wenn ihr etwas Entspannendes für abends sucht, das euch auch nicht Tage und Wochen vor den Bildschirm fesselt, solltet ihr einen Blick wagen.

Der Key wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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